Verschwundene Einzelhändler und der Tag der kleinen Teile …

So lauten die Mottos des gestrigen Mon- und heutigen Dienstags. Fangen wir am Anfang an.

Drama oder „Ein Einzelhändler verschwindet …“

Gestern waren wir in der Stadt. Schon ab dem zweiten Tag in der Karlsborg sind solche Dinge ein echter Angang. Sachen anziehen. Zettel schreiben, noch mehr Sachen anziehen, andere Sachen anziehen. Löppiskiste ordentlich packen (man will ja schließlich einen guten Eindruck machen), Müll und Wertstoffe für die Återviningscentralen vorbereiten. Auch da will man sich nicht beim falschen Container erwischen lassen (es gibt wenig peinlicherliches als einen Fehlwurf in den Schrottcontainer aus 3 m Höhe, nebst runterkrabbeln und Falschgut wieder herauspulen – und das vor den Augen der in neongelb gewandeten Recyklingfachkraft – gerne blond und groß, Typ Volleyballerin linke Angriffsseite). Dann los und die übliche Runde.

Wichtigster Punkt auf unserer kurzen Liste der Besorgungen in der Ostseemetropole: Internet – Telenor Surf 30 Gigabyte. Immer dasselbe, immer bewährt. Auf dem Hinweg konnte uns der ICA in Vimmerby allerdings nicht helfen. Es gab „Probleme mit der Software“ – aaha, soooso! Egal, der ICA in Västervik ist eh größer, da gibt es einen Postschalter und überhaupt. Das läuft. Aber als wir da waren, nach Nummern ziehen und brav anstehen: nix, ingenting, nada. Keine Gigabytes für Axel und Ralf.

Jetzt wird man etwas unruhig. Aber da hilft nur der Elgiganten. Da hat das immer geklappt. Kurze Abstimmung: am neu auf gemachten Rusta vorbei (die haben Farben und so’n Keks), raus über’n Kreisel, Hauptstraße, am Wassertum rechts, rein in den Kolonievägen. Parkplatz, raus, in die Halle und – Tusch! … Statt am Kundentresen des Elektrohändlers stehe ich in einem riesigen Fitnesscenter, zwei neuschwedische Grazien unterbrechen ihre Unterhaltung und starren mich an. Ich starre zurück. Kein Elgiganten mehr. Eisenpumpen stattdessen. Die Unruhe mutiert zur nackten Panik. Das kann nur ein Irrtum sein. Wieder raus. Axel die Situation hinstammeln, Ein Blick auf die Ladenfront beweist, Firmenname und Leuchtreklame sind Vergangenheit.

Es wird eng. Ohne Internet ist das mobile Arbeiten in der Karlsborg auf schriftliche Kommunikation beschränkt. Schon das telefonieren geht nur lala, wenn man keine Wlan Unterstützung hat. Suchen wir also. Auf der Webseite wird eine Filiale in Västervik angezeigt. Mitten auf dem Parkplatz von ICA. Hm, da waren wir doch gerade und gab es ein Elgiganten dort? Im Brustton der Überzeugung: Nein. Nie. Auf dem Parkplatz. Ha! Schwachsinn.

wie Sie sehen. Ein Elektrofachmarkt in einem Nullraum

Ich mach es kurz. Elgiganten ist jetzt bei Jula ums Eck. Direkt neben dem neuen Rusta /der Farbenfritze). Ham wa nich jesehn, obwohl wir davor standen, vorher. Selektiver Blick, eben.

Und weil das so neu ist, stimmen die Koordinaten noch auf der Seite nicht. Bei Elgiganten.se wird man übrigens immer noch zum. Kolonievägen geschickt, wo man dann im Gym landet. Aber das hatten wir schon.

Ansonsten kann man noch berichten, dass man jetzt beim Kauf von Datenvolumen die Telefonnummer des Routers und einen Namen (Zarsteck) angeben muss. Es scheint Veränderungen bei Prepaid in Sverige gegeben zu haben. Und deswegen gibt es auch Softwareprobleme (s. o.). Denkt dran, wenn Ihr einkauft.

Auf jeden Fall voll der Stress, so ein Stadtausflug. Da war es heute netter, am …

… Tag der kleinen Teile (eine Komödie)

Axel war den ganzen Tag im Wintergarten zugange. Wie immer nehmen Restarbeiten mehr Zeit ein als man sich vorstellte. Hier ein Leistchen gehobelt und eingepasst, da ein Dreieckchen eingesetzt, dort noch etwas Bauschaum aufgebracht. Kratz, kratz, klopf, klopf und plötzlich waren 6 Stunden rum.

Bei Theateraufführungen im Londoner Globe – so hab ich mal gelesen – wechselnden große Königsdramen mit kleinen Possen ab. Und das war nach der gestrigen Fast-Tragödie heute auch so. Es ging in dem kleinen Format um die uralte Geschichte Mensch gegen Materie (Also Axel gegen fitzelige Holzteilchen) verfeinert mit: „nie liegt eine Sache da, wo man sie braucht“ (meint: Wintergarten – Werkstatt und retour unendlich viele Male). Da war ich mit meinem Maintenance-Projekt „abgängige Regntonnen auf der Hausrückseite ersetzen und untereinander sowie mit dem Überlauf Richtung Brunnen koppeln allemal auf der sicheren Seite. Überschaubarer Materialaufwand, alles in einen Eimer und gemütliches Gebastel auf der sonnenbeschienenen Seite bis zum planmäßigen Abschluss.

Morgen geht es dann wintergartentechnisch auf die Zielgerade. Es müssen die ausgeschäumten Fugen mit Klebeband versiegelt und dann verleistet werden. Dazu gibt es dann aber auch bestimmt auch Bilder. Und wenn die Regenrinnen wieder angebaut und die Tonnen erneuert sind, können wir den ersten großen Zettel von der Wandnehmen.

Vorher war nachmittags Vorfrühling. Es hatte eine Wandergruppe vor der Tür, zwei Zitronenfalter, einen kleinen Fuchs (auch ein Falter), singende Vögel, schmelzendes Eis und die ersten Präsentationen weißer Männerbeine in der Kaffeepause (14 Grad vorhergesagt, 20 Grad bei der Fikapaus. Faktisk precis lagom (wie der Schwede sagt).

Noch sind die jungen Pflanzen zwar klein (man beachte die Krokusse) und die Eisblöcke z. B. im Wassertank groß (soviel Gin und Tonic gibt es gar nicht). Aber es wird. Frau Sonne lässt sich nicht entmutigen und der graubärtige Herr Winter wird auf die späten und frühen Tagesstunden sowie die Nacht verwiesen. Der Tag gehört dem Leben.

Und wenn die Astfresser kommen, stehen sie vor dem eingegitterten Bäumchen. Isländisch sozusagen. Dort nämlich sperren die Zäune die Schafe aus, um Baum und Gras zu schützen und nicht ein, wie bei uns.

Abends waren wir dann in bastun und göl. Waschen muss. Auch, wenn es echt kalt ist, im Wasser. Und wie das in der Karlsborg so ist, am Ende erledigt sich das Zetern von allein. Lecker Essen und Getränk, bullernder Ofen und ein Platz im Sessel… Obwohl, wenn ich das Langohr erwische, dann …

erstmal allseits gute Besserung wünscht die Besatzung des Luftkurortes.

Bambi ist ein Drecksack …

… und Meister Lampe auch

Hier in der Karlsborg ist noch Winter. Spätwinter zwar, aber eindeutig noch kein Frühling (auch, wenn es schon ein paar Schneeglöckchen gibt). Vor der Werkstatt liegt ein Restgletscher, den wir als Bergwerk für Eisaufgüsse in der Sauna nutzen (exquisites Aufgusserlebnis, übrigens), der Vassgöl ist mit einer Eisdecke überzogen (nein, nicht – mehr – begehbar), im Wald liegen überall Altschneeflecken, die Regentonnen sind allesamt geplatzt und heute auf dem Weg zur Recyklingstation, die Nachttemperaturen lagen bisher stabil kurz unter Null und Axel geht nur mit dem gefütterten Spielanzug arbeiten.

Unser kleiner Hausgletscher
Hier kann man nach der Sauna ein Eisbad nehmen

Ich trage Kunstpelz auf der Haut (kuschelig ist wichtiger als gut riechen) und der alte Spruch „arbeite Dich warm“ bringt einen gut durch den Tag (jedenfalls solange man nicht im immer etwas kühleren Wintergarten sitzt und kalte Füße bekommt).

Links: Wasser zum abwaschen, rechts: Glühwein zum Aufwärmen

Apropos Wintergarten. Die anliegende Galerie zeigt unsere gestrige „Söndags-Aktivitet“: Seekieferplatten ab, Fenster nacheinander rein, ausrichten, festschrauben (vorher die eine oder andere gut gemeinte Leiste wieder abpulen) und dann mit dem mitgebrachten Bauschaum die Fugen verkleistern. Jetzt haben wir wieder einen hellen Aufenthaltsraum und sehen den Restarbeiten (innen verleisten, büschen spachteln und streichen, Dichtungsgummi an der Tür wieder einkleben, Acrylcreme auftragen und und und) entspannt entgegen.

Sobald der fehlende Bauschaum aufgebracht wurde (wird heute nachgekauft), kann außen ein Dichtungsklebeband drauf, die Rahmen dran und fertig (so ist der Plan, der natürlich so nicht und sowieso nie eintreten wird).

Interessantes Detail: die Tür ist verkehrt rum. Also innen ist außen und außen ist innen. Irgendwie muss sich das Haus gedreht haben oder die Zeichnung lag verkehrt rum oder die Polarität des Universums hat sich umgekehrt. Anyway, geht auch. Muss nur noch eine kleine Blechschürze dran gebastelt werden, um den Unbilden der Wetterseite (Nord) etwas entgegen zu setzen.

Zweites Detail: niemals verarbeite Bauschaum bei kalten Temperaturen.

Denn erstens: Bauschaum braucht Wasser auf dem Trägermaterial. Sprühflasche leckt, Handschuhe sind nass, Finger sind eisig. Schlecht. Und zweitens: Bauschaum mag keine Kälte, dann kommt er nicht so aus der Dose, wie er soll. Resultat, Axel macht den Schnellkochtopf und entwickelt selber die innere Hitze, die der Dose fehlt. Nutzt aber nix. Schließlich drittens: Dose wird intern gewärmt. Führt zu besserem Austrittsverhalten (s. o.), aber zu mangelnder Dosierbarkeit. Also kollern überall Bauschaumkugeln rum und hinterlassen auf dem Weg schwer entfernbare Rückstände. Immerhin wird Axel dabei noch wärmer.

Aber auch hier gilt: „Vom Ende her denken“. Und das ist gut, wenn auch der Weg dahin immer holperige Phasen hat. Tolles Ergebnis: Durchsichtige Scheiben, klasse Sitzplatz. Well done, lieber Gerd.

Nun aber noch etwas zur Tierwelt

Also.

Ich verstehe, dass die armen kleinen und großen Fellträger in diesem Winter echt Hunger hatten. Ich verstehe das wirklich. Und ich kann auch nachvollziehen, dass die Mäuse im Haus ohne jedes Futter und Fressbare vorfindend Protestlieder singend abgezogen sind. Das ist irgendwie gemein von uns. Aber eben auch angemessen.

Nur das die niedlichen Rehlein und ein unglaublich rücksichtsloser Hase angefangen haben zunächst den Ginster runterzufressen, dann die Zwetschge und den Apfelbaum um die Frühlingstriebe brachten (Wildverbiss ist das Fachwort), schließlich meine frisch gepflanzte Brombeere aufmümmelten und – die Krönung – noch nicht mal vor den planmäßig und mühevoll eingegrabenen Krokussen auf dem Rasen Halt gemacht haben (innerhalb des umfriedeten Bereiches) – das schlüge ja nun dem Fass den Boden aus, wenn das der Frost nicht schon übernommen hätte (siehe oben: Stichwort Regentonnen).

Ich werde im Folgebeitrag den Hausfriedensbruch fotografisch dokumentieren und behalte mir weitere rechtliche Schritte vor. Und werde noch ein wenig rumzetern …

Einstweilen: gute Besserung allerseits.

Und kalt ischt es au‘ …

… täte der Herr Bundeslöw sage, dem im Moment aus gutem Grund eine gewisse abgehobene Attitüde nachgesagt wird. Das ist der Fluch des brasilianischen Erfolges, denke ich mal. Vermutlich steht der Jogi jeden morgen vor dem Spiegel und denkt sich „Warum tu ich mir das eigentlich noch an. Alles Luschen, die vonner Presse und beim DFB“ (ach nee, das wär ja O-Ton Watzke, der Jogi wär irgendwie weicher, breisgauerisch im Dialekt) – Aber das ist ja auch komplett wurscht, weil es mit dem eigentlich „Topic“ oder „Issue“ von heute gar nichts zu tun hat. Und bevor ich einmal über den remote-slang im Klein-„was-ich-immer-schon-mal-sagen-wollte“-Tal abätze, mach ich erstmal das wirklich wichtige: die Nachrichten aus der Karlsborg.

Hausarrest geht weiter

ich war auch heute nicht im Wald. es ist kalt und klar und man hört (trotz kaputter Ohren und Frequenzlöchern) Leute in kilometerweiter Entfernung reden, Autotüren klappen, das beunruhigende Geräusch durchladender Gewehre und den scharfen Knall von Vollmantelgeschossen, die (vermutlich waidgerecht) dem Leben der Geweih tragenden Semi-Haustiere hier im Wald ein Ende setzen. Naja, so schlimm ist es auch nicht: Zweimal hab ich es Knallen gehört.

Aber, zusammen mit Arbeit und Barschangeln bin ich so zweimal ohne Spaziergang durch den Tag und muss morgen u_n_b_e_d_i_n_g_t Pilze einholen und eigentlich auch Einkaufen. Und mich waschen und in die Bastun – und arbeiten und einen Barsch fangen und und und – reine Überforderung, das. Und dann werden die Tage immer kürzer. Und dunkel ist richtig dunkel und morgens muss man erst Feuer machen und abends eigentlich auch – au au au, es ist echt schwierig.

Schön ist der Herbst aber trotzdem

Dann macht es Sinn, die Bremse reinzuhauen, tief durchzuatmen und sich zu sagen: „Was geht, geht und was nicht, geht nicht. Gestern ist egal und morgen ist nachher schon vorhin, also leb im Moment. jawoll.“

Heute morgen war Eis auf der Waschschüssel, Rauhreif überall und der Göl unwirklicfh halb-benebelt mit blauem Himmelsdeckel drüber. Der Tag war golden. Hatte ich aber nüschts von, wegen Hausarrest und Arbeit.

Die Barsche beißen

Ich hab heute nach der Arbeit ein wenig geangelt. Und der Vassgöl-Barsch steht total auf Regenwurm. Spinner, Jigs und Gummifische interessieren überhaupt nicht. Regenwurm mit Pose wird direkt nach dem reinwerfen weg geschglürft. Kleinzeug kriegt man gut wieder vom Hsken, wenn man schnell anhaut und der eine oder andere maßige Barsch lässt sich blicjken. Meistenteils (und dass macht es spannend) wird vorsichtig der Wurm genommen und beim Ziehen derselbe plus Haken wieder ausgespuckt, einmal mit der Flosse gewinkt und das Weite gesucht (und gefunden). Verbrauchsfischen mit Unterhaltungswert.

Suada (ach, die schenk ich mir)

Eigentlich wollt ich grad maulen. Über den Pseudo-Business-Code in unserer Branche, die sich ermüdend immer wieder wiederholenden Nullsätze mit den Worten „Relevanz“, „Prozess“, „Geschäftsmodell“ und „Disruption“ oder das wohlfeile Gequake über „Wir beschäftigen uns wieder nur mit uns selbst“ und „Wisst ihr überhaupt, was die Veranstaltung hier kostet?“ (Antwort: Nix, als ihr sowieso kostet, weil die beteiligten Nasen ansonsten auch keine abrechenbaren Leistungen produzieren würden). Und mir fällt U. K. Preuss ein, der so schön sagte „Ihre Rede sei kurz und vernichtend“ (und präzise, wie ich hinzufügen möchte).

Aber, dann denk ich mir so: Warum so überzeugt von der eigenen Sicht? Warum nicht einfach freundlich sein, warum nicht das Gute glauben (und trotzdem präzise sein, wie ich hinzufügen möchte).

Und erinnere ich mich an die durchsichtige Luft da draußen und den Frost und an das langsam Ein- und Ausatmen der dunklen Wälder. ich denke an Pilz, Beere und Fisch, bei denen ich mich bedanke, an die Großmutter Eiche und die raschelnden Birken, an den flammend roten Ahorn und die zeternden Meisen und dann ist kurz … Frieden.

Und wenn ich könnte, würd ich den Moment festhalten, aber er ist schon vom jetzt ins vorhin gewechselt und ich nehm mir vor: Morgen mach ich nur Sachen, die ich wirklich, wirklich, wirklich tun will.

Einen schönen guten Abend allerseits.

S’chat Egli im Teich …

was nicht etwa schwedisch sein soll, denn das wäre eher „Vi har arborre i gölen“. Nein, „Egli“ ist der schweizerdeutsche Name für Flussbarsch. Und diesen feinen See- und Flussbewohner durfte ich am Züri-See mal in der Form extra leckeren „Fuustfisch“ kennen und genießen lernen. Fein fritierte Barschstückchen, warm, auf die Hand, ähnlich wie Fish’n’Chips, aber nicht so brutal wie auf der Insel serviert.

Heute gab es das bei mir auch. Und zwar satt.

Das kam so:

Ich war heute arbeitsmäßig unter Vollast und nachdem mir am Nachmittag die Augen richtig weh taten und der Schirm vor meinen Augen verschwamm, wäre eigenntlich ein Pausenspaziergang mit Augen ausruhen angezeigt gewesen. Davon (und dem unweigerlichen Pilze suchen) hab ich aber Abstand genommen, ich hatte Karlsborg-Arrest. Mats und Papa Thomas sind diese Woche jagen und ich wollte mich dann doch weder dem Risiko eines versehentlichen Blattschusses noch einer generationenübergreifenden Vendetta wg. Wild-Verscheuchens aussetzen.

Also hab ich meine Augen mit Blick über den Vassgöl ausgeruht. Zur Unterhaltung wurde geblinkert und ge-gummifischt, beides folgenlos, was ja auch beabsichtigt war.

Dann hat mich der Hafer gestochen und ich hab mir einen Wurm gesucht (erster Stich mit der Grabeforke) und den ins Wasser gehängt. Es wurde auch bald gezupft, angehauen und nichts war dran, Haken in die Wasserpflanzen, Wurm ab – Mist. Dann war die Pause rum. Einmal sollte es aber noch versucht werden, deswegen nach dem Termin ein zweiter Wurm und ein sanftes Plopp an den richtigen Platz. So war die Absicht, aber Pustekuchen, mein Wurf ging vollkommen daneben, mitten ins Kraut links von der Badeplattform – einfach nichts.

Und doch, auch dort zupfte es, die Pose ging unter, wurde aus dem Kraut gezogen und ich konnte ohne größere Mühe meinen bisher größten Barsch (33 cm) einholen. Vier kleinere folgten noch, imt insgesamt zwei weiteren Würmern. Alle waren untermaßig und zwei konnten zurück gesetzt werden, zwei weitere mussten mit dem großen in die Küche.

Da wurden alle drei aus dem Anzug geschmeichelt (Barschhaut ist zäh wie Schuhleder, geht aber gut ab), mehliert und mit Eihülle im Wok gebraten. Und im Stehen in der Küche verzehrt. Das war super-ober-lecker. Eglis eben.

Und wie so oft wurde aus einem Fehlschlag ein netter Erfolg. Kann man was draus lernen.

Ach ja, und zur Vorspeise lecker gebratener Steinpilz. Auch fein.

Morgen ist mein Hausarrest vorbei (auch wenn ich erstmal auf den Wegen bleibe und eine buntes Gewand trage – man weiß ja nie.

Petri Heil!

Uuunnd es war Sommer …

„ich war siebzehn uuund sie einunddreisisch“, so knödelte er unnachahmlich, Deutschlands seinerzeit populärster Spätvertriebener oder Frühaussiedler (je nach Perspektive), der Siebenbürger Sachse Peter Maffay, bevor er über „Siehieben Brücken“ ging (geklaut von Karat) und dann putzige, pädagogisch wertvolle Kinderbelehrstücke mit dicken Drachen auf die Bühne brachte. Jener, mit einer Schönheitswarze auf der Oberlippe beglückte Jeansjackenträger („Mooole, Mole, Mole“ – siehe Austin Powers), der in Dagmis Mitbewohner Hannnns-Jörg in Göttingen einen ähnlich kleinwüchsigen, landsmannschaftlich aus gleichem Gebiet stammenden und nämlich virilen Wiedergänger fand, der gerne zu jeder Tages- und Nachtzeit … – aber das ist eine andere Geschichte.

Nun ja, auch wenn hier keine Coming of age Geschichten stattfanden, sondern das gepflegte Wechseljahrsgeplänkel älterer Herr- und Frauschaften dominierte, muss der obige Liedtitel zitiert werden, denn es war nun mal so. Und es ist es jetzt nicht mehr: Fertig, Ende, Finito, Klappe, Schluss, Aus-die-Maus, die eben davon keinen Faden abbeißt. Es hat sich mit Sommaren, nun ist Hösten und zwar richtig.

Und was macht man so „i Hösten“?

Also erstmal schaut man sich verdutzt um, denn eben war es doch noch prickelheiß und dauernd hell und bestenfalls Spätsommer. Und dann sieht man …

… gelb gefärbte Birken, die sich sofort schamhaft des unanständig auffälligen Blattwerks entledigen, tief hängende Wolken, mittel-kalt oder ziemlich kalt, mit klarem Himmel. Herbstpilze, die auch noch so heißen, ratzeputz raiserte Sträucher, abgepflückte Äpfel. Und stellt fest: es geht auf den Rest, aber hallo.

Immerhin gibt es lecker Herbstpfifferllinge und Herbsttrompeten und nach der unglaublichen Steipilzschwemme im September (das ist eine eigene Seite wert), kommt auch der eine oder andere frische Karl-Johann ums Eck (siehe Bild).

Ansonsten hat es Hallimasch, viel kleines Giftgezuppel (Grün- und Graublätterige Schwefelköpfe, spitz-gebuckelte Rauhköpfe), krause Glucken in Truthahngröße, Restpfifferlinge und allerlei Semmelstoppel. Die schwedische Marone ist ein Kümmerling, von Goldröhrlingen hat man hier nioch nicht gehört und Butterpilz und Kuhmaul stellen sich so in den Weg, das man allein deshalb indigniert darüber hinweg sieht.

Man verlegt, neben der Gartenarbeit, etwaiges Handwerken nach innen, pimpt die Bastun mit Bierflaschenfähigen Shampoo-, Seifen- und Kulturtaschenfächern (komplett individuell gefertigt!), hängt Bürste und Sisalreibe griffbereit und freut sich an Spaziergängen, Saunieren und Indoor-Gemütlichkeit mit Outdooraktivitäten. Kleinholz wird gehackt und gebraucht, Unkraut aus dem Kies gepolckt, Türen werden außen blau und innen weiß gestrichen und ansonsten wird die Seele gebaumelt.

Der Schwede hat dafür ein eigenes Wort „Fredagsmys“ (Freitagskuscheln), eine heilige Zeit vor dem Wochenende, in der Haushose, Bierdose, Gummibärchen und Chips eine wichtige Rolle spielen. Alleine oder mit dem, der Liebsten – auf jeden Fall „precis lagom“ (= genau richtig), was ebenfalls ein schwedenbeschreibendes Wort der Extraklasse ist.

Und sonst? Weil es früh dunkel wird, ändert sich das Badeverhalten. Aus dem disziplinierten täglichen Horizontalschwimmen ist das fakultative Vertikal-Baden geworden. Vorzugsweise kombiniert mit Sauna. Einmal rein, einseifen, nochmal rein und das ist dann auch genug. nd meist ist es dann auch noch duster: heute hab ich (wg. absoluter Windstille) in einem Vassgöl voller Sterne getauchbadet – spooky.

Von den fiesen Hirschlausfliegen schweigt des Sängers Höflichkeit. Deren geballtes Auftreten war glücklicherweise nur eine Episode, die aber höchst nervig, wenn auch nur in Forst und Busch. Bleibt man eben weg.

In Norrhult bin ich übrigens aktuell Dorfgespräch. Der bekloppte Deutsche, der OHNE AUTO im Sommerhaus rumhängt. Im Herbst. Und dann mit dem Fahrrad zum Einkaufen fährt oder gar mit dem Bus nach VÄSTERVIK.

Für ein Völkchen, dem der fahrbare Untersatz mindestens so am Hintern festgewachsen ist, wie dem durchschnittlichen deutschen ADAC-Mitglied, ist das Grund für Stirnrunzeln, ungläubiges Kopfwiegen und scheeles Schauen nach der Telefonnummer der sozial-psychiatrischen Ambulanz (wenn es hier sowas gibt und das nicht in Personalunion vom lokalen Sytembolagetchef, der gleichzeitig Blaukreuzler und Sozialarbeiter ist, gleich mitgemacht wird). Aber lustig finden sie es doch und gegrüßt werd ich inzwischen breitwürfig.

Schon mal mit Reflektieren anfangen

Noch’n Punkt. Vermutlich fragen sich die geneigten Leser:innen, warum so lange Funkstille war. Hm, weiß auch nicht so genau. „Es gab nichts wirklich wichtiges zu schreiben“, könnte ich sagen. Aber das gilt ja eigentlich die ganze Zeit. „Mir war nicht so“, das trifft es schon eher.

Ich hab viel Homeoffice gemacht, das war schon ok, aber auch anstrengend. Und dann mochte ich nicht mehr über Schweden schreiben, war ich doch virtuell die ganze Zeit in Bremen und W’dorf und Köln – und wollte doch eigentlich wenig bis gar nichts arbeiten. Immerhin bleiben die Pausen, der Feierabend und das Wochenende im Retreat. Ich werd erst merken, wie schön das war, wenn es vorbei ist.

Aber, und das ist dann meine nächste Aufgabe, arbeitsmäßig muss man wohl doch ein konsequenteres Vorgehen entwickeln. Und wenn das so gut klappt, wie das Home-Office-Plautze bekämpfen sag ich jetzt schon mal …

… herzlichen Glückwunsch und „Schönen guten Abend, allerseits“.

Ihr Ralf „Heribert“ Z.

Jetzt geht’s los

Karl-Johann und Mr. C

Die Samen haben 9 Jahreszeiten und auch das Landvolk und die Imker bei uns daheim haben mit mehr als vier Jahreszeiten hantiert, um den Jahreskreis zu beschreiben, zu wissen, was getan werden muss, zu wissen, was man ernten kann und zu wissen, wann man die Hände in den Schoß legt (auch wenn das hieß zu spinnen und zu basteln und Dinge Instand zu setzen).

Ich will jetzt nicht darüber schreiben, wie die neuen Jahreszeiten auf der erwärmten Erde aussehen werden, denn immer noch hoffe ich, dass wir – motiviert durch den Druck und die Energie unserer Kinder – diese zentrale Aufgabe unserer Generation doch meistern können. Und ja, Zeit wird es und knapp ist sie auch.

Nein, heute will darüber schreiben, wie es ist, wenn man viel draußen ist (und am Ende ist in der Karlsborg sein „Draußen sein“). Und wie man dann ganz selbstverständlich anfängt eigene kleine Jahreszeiten zu bilden, die Luft zu schnuppern, an Moos und Blatt den vielen oder geringen Niederschlag zu merken und daraufhin seinen Tagesablauf hin auszurichtet – egal, ob es um das Altmännerschwimmen (die Serie hält), das wühlen im Staudenbeet, das Beschneiden von Strauch und Baum oder eben die Ausflüge in den Wald angeht.

Heute hab ich Steinpillze gefunden (die hier Karl-Johann heißen). Top-Qualität und nunmehr kann ich auch verbürgt sagen, dass so ein Lümmel bei dem richtigen Wetter binnen zweier Tage wächst (Maximum), denn an der bisher verlässlichsten Stelle fand (Präter …) ich heute sechs 1a Exemplare, die vor zwei Tagen MIT Sicherheit noch nicht da waren. Ein Kuhmaul und einen M ini-Marone hab ich auch mitgenommen. Pfifferlinge war nüscht. Angesichts der Menge Steinpilze aber mehr als zu verschmerzen.

Aber weiter mit der Prosa: Aktuell zeigen sich August und September als Powercouple. August hat rote Wangen, kommt etwas kurzatmig daher, aber mit vollen Armen und ein breites Sonnengrinsen auf dem inzwischen etwas derben Gesicht. September dekoriert mit Frucht und Beere, lockt Pilze aus dem Boden, scheucht brunftige Hirsche zurück in den Busch und zusammen malen sie den Himmel blau und weiß und grau und schwarz. Und manchmal hell und hoch und dann wieder niedrig und nass – eben Spätsommer und Frühherbst gleichzeitig – eine Zwischenzeit, die einen eigenen Namen verdient.

Ich denke, „Karl-Johann-Wochen“ könnten passen, aber auch „Apfelsommer“, „Preiselbeer satt“ oder „Frisches-Wasser-Wochen“. Ach wurscht, schaut selbst:

Weitere Infos: Der Nutzfeuerhaufen ist inzwischen doppelt so groß. Herr Henrikson wird weinen, denn die Tonne sollte wohl drei Tage durchbrennen, mit der Feuerung.

Die Äpfel beider Bäume innerhalb des Zauns sind lecker (als Apfelmus und roh) und das nämliche gilt für die beiden Bäume außenbords (an der Hollywoodschaukel und am Waldrand). Beim Spaziergang zum Pfifferlingsweg (Kantarellen = Mr. C) gibt es zwei drei sehr leckere Apfelbäume zum Selbstpfücken. Frühäpfel, die man zwar nicht lagern kann, die aber wunderbar schmecken.

Meine Bogenbau-Manufaktur hat das Geschäftsmodell geändert. Sie produzierte nurmehr Hobelspäne und Anmachholz. Die vielen Äste im Wacholder haben für Bruch gesorgt, schade, aber jetzt weiß ich es. Ich habe schon zwei Schwarzerlen ausgeguckt, die ich mir von Herrn Gustavsson gelegt wünsche. Dann ab auf den Boden und nächstes Jahr im Herbst beginnt der nächste Versuch. Dauert halt alles etwas länger.

Achso, und Mausebesuch hatte ich. Und eine ist in die mit Nutella bestückte Falle gewackelt. Auch hier gehe ich davon aus, dass es ein lediges junges Mäuselein war, das Aussicht auf Ruhm und Ehre lockte und das das eigene Ableben also mindestens akzeptierend hinnahm, wissen die Kollegen zuhause dann doch: „Da gehst Du nicht hin, da kommen sie nicht wieder zurück …“.

Morgen gibt es Nachrichten von Jutta und Sabine (Ankomst 19:15, Ankarsrum – Väg 40) und vielleicht ein paar Fotos der Luftpiraten, die sich am inzwischen wieder üppiger und vielfältiger dargebotenen Vogelfutter laben. Im Vorgriff: die Kleiber hier kennen KEINE Tischsitten.

Und damit:

„Schönen guten Abend allerseits …“

Übergabe? – Teil 1

August packt, September meldet sich! – Montag, 24.8.

Heute beginnt die letzte Augustwoche. Und als wenn die heimwärtsreisenden Familienmitglieder den Sommer aus seiner Verantwortung für heiße Tage und blauen Himmel mit weißen Tupfen entlassen habe, schnauft Småland durch.

Die Temperatur pendelt um die 21°, heute morgen ist es einstellig oder wenigstens nur knapp drüber. Gestern gab es zwei heftige Schauer, die die Wassertonnen gefüllt, den See wieder etwas abgespült (klingt zwar komisch, ist aber so) und den Himmel blank geputzt haben. Es weht wieder ein Wind, der den Namen verdient, oben wird alles ausprobiert, was einem so einfallen mag und es wirkt, als ob August seinen Schopf schüttelt, sich reckt und streckt, einmal in die Runde schaut und sich aufmacht, mit einem zufrieden „So!“ die letzte Woche vor der eigenen Abreise zu genießen. September kann kommen.

Der Tag war jung oder er fühlte sich zumindest so. Toller Himmel über mir, schönes Wasser im Vassgöl, nicht zu warm und nicht zu kalt. Ein angenehm temperierter Nachmittag und – wäre nicht die Büro-Arbeit gewesen – wie gemalt für Arbeit und Aufenthalt in Garten und Wald. So hab ich nur geturnt und bin geschwommen. Ein kleiner Gang am Abend, um die Pilzsituation zu checken endete pilzmäßig mit einer Null-Linie, aber mit einem kleinen Eimerchen reifer Preiselbeeren. Denn die Blaubeeren sind inzwischen wohl endgültig durch.

Klopf, klopf: Ui, schon da? Dienstag, 25.8.

Heute nacht zog es kalt hinein, die Somerdecke reicht noch, um sich einzukuscheln, aber zum ersten Mal indiesem Sommer (also seit meinerAnkunft am 14.7.), war mir frisch.

Die Morgentemperatur lag bei munteren 4° und der See war weg. Ausgegangen, verschwunden. Er dampft jetzt, gegen halb acht, immer noch wie ein Suppentopf. Das Schwimmen wird heute wohl etwas intensivere Startbewegungen erfordern. Ich berichte.

Um das etwas kitschige Bild von oben aufzunehmen: in diesen Tagen begegnen sich hier Spätsommer und Frühherbst. Und weil September eine schöne Erscheinung ist, die man zu beeindrucken bemüht ist, hat August wohl gestern noch die Haare gebürstet, den Staub aus den Kleidern geschüttelt und sich hübsch gemacht. Und jetzt ist der Tisch gedeckt und das gute Geschirr rausgeholt – der blaue Himmel glänzt und ein warmer Tag kündigt sich an.

Auch 25.8.: August gibt alles

Es kam, wie geplant. Der See kehrte zurück und um 10:45 ging das Schwimmen gut. Nach etwas Turbo zum Anwärmen zog der Wulstbug stetig seine Bahn. Dann raus aus dem Wasser und mit etwas Reibarbeit und dem Handtuch wurde aus dem leicht frösteligen Ralf auch schnell wieder der überzeugte Freikörperkulturer (Brundorf, ich komme!).

Während ich so dastand und trocknete , kam die Smålsporet aus Richtung Hultsfred und mglw. hatten Schaffner (oder Zugchef) und Fahrer (oder Lokführer) einen interessanten Ausblick.

Der Tag war mit Remote-Work gefüllt, aber ab 16:30 wurde im sommerlich warmen Garten gearbeitet. Blumen aus dem Staudenbeet ins gerodete Fliederhabitat verbracht, Kompost ausgeleert (drei Blindschleichen dabei umgesiedelt) und das Erdgut ebendort verklappt, den Weg gemäht und zum guten Schluss nochmal gebadet. Als ich auf dem Steg stand, kulturmäßig und ohne alles, kam – wie nicht anders zu erwarten, die Smålsporet aus Hultsfred und … s. o. . Ich hoffe mal, dass die Kollegen keine absichtliche Zurschaustellung vermuten. Alles Zufall, noch.

Naturlyrisch gesprochen aber doch noch eins: Solche Tage sind zu schön. Weil es eine Ahnung von Abschied gibt und weil das Licht am Nachmittag schon schräg fällt, so dass alle Farben wie gepimpt wirken, weil die Konturen scharf und klar sind (sogar für Träger meist schmutziger Gleitsichtbrillen) und ich ohne wenn und aber zu schätzen weiß, was hier als „Großes im Kleinen“ geboten wird. Mir geht das Herz auf und ich wünsche mir dieses Gefühl für schlechte Zeiten zu konservieren und es als Fluchtpunkt zu bewahren. Und dann, wenn ich merke, dass das Unsinn ist und ich eintauche in den Moment und ganz und gar JETZT bin, dann ist dass eine dieser kostbaren Sekunden, die zu sammeln mir manchmal gelingt – wie ein „immer“ im „gerade eben“ – perfekt.

Immer noch 25.8.: Onkel Paul lebt

Nach dem romantisieren auch noch was ebenso Schönes.

Als ich vorhin den Kompost ausleerte (Prät … , übrigens) und durch Kaltkomposter und Buschwerk von draußen nicht richtig zu sehen war, kamen drei Wanderer daher. Genauer gesagt waren es sechs, aber weil drei davon Hunde waren, die mit der Tochter oder Schwiegertochter voranstrebten, bleib ich mal bei den Humanoiden und also bei drei.

Tochter oder Schwiegertochter, ich nenn sie mal Inge oder Gitte, vorneweg. Fordernder Singsang nach hinten. „Kommt ihr getz, macht ma“, das war doch eine Art Deutsch? Und dat kenn ich doch? Dann Mutti, mit hoher Trittfrequenz und planvoll kilometerfressend („Geh mir wech, mit das Nordic Talking, wir sind früher auch einfach nur spazieren gegangen und das war auch in Ordnung, woll“), gefolgt von Vatti, der die Situation von der letzten Position aus nicht nur voll im Blick, sondern auch total unter Kontrolle hatte.

Und, darum die Vorbereitung, der eben das auch kommentierend mitteilte und zwar im breitesten und von mir so ohne jede Relativierung angebeteten Ruhrpottslang: „Nee, guck ma, dat hat er sich wirklich schön gemacht, woll, so mitte Terasse da hinten … unt de Stühle vor’n See, richtich schön gemacht, hat er dat“. Und weil dazu noch eine Schiebermütze MIT Bommel getragen wurde, konnte er, der ja hinterm Kompost stand, nich mehr an sich halten. „Ja“, hat er gesagt, „dat hat er sich wirklich schön gemacht. Kommt Ihr vonnen Campingplatz wech?“

Und dann, nur mit Erkenschwickern geht sowat, wurde lustig geplauscht, über Wohnen in Bochum, „richtichet“ deutsch reden, Reisen in Schweden, Spaziergänge „innen Busch“ und die Vorzüge von Wohnwagen gegenüber Wohnmobilen: „Nee, dat is nix, man will ja auch abends nich inne Kiste sitzen, wo man vorher den ganzen Tach gefahren is, woll?“. Und mit einem „richtich idüllisch haste dat hier, aba wierklich, woll“ verabschiedete sich die Truppe von dem sehr angetanen Karlsborg-Insassen, der, wenn die Schar aus der anderen Richtung gekommen und also schon länger unterwegs gewesen wär, gerne ein „lecker Pils“ ausgelobt hätte. Aber auch so passte dat.

Und neben den Momenten der Erleuchtung sind eben auch diese Begegnungen deutlich ein Plus auf der Habenseite des Lebens.

Das Fazit: Ein schöner Spätsommertag, Arbeit mit Erfolg, Erlebnisse der Zeitlosigkeit und eine Begegnung mit Tante Helma und Onkel Paul aus Gelsenkirchen-Buer (auch wenn die drei komplett anders hießen).

Da bleibt nur: „Besser geht et nich, woll?“ Nee. Besser geht et nich.

Schönen guten Abend, allerseits!

Allein in der KB – trotzdem keine Zeit

Die Bücherliste mit den „Sollte-ich-mal-durchlesen“-Werken, die Recherche im Internet („was kann man eigentlich für neulands Zukunft aus den Begriffen ‚Allmende‘ oder ‚Commons‘ ziehen?“), die „da-müsste-man-mal-in-Ruhe-drüber-nachdenken“-Themen oder die „Kampf-der-Plautze-Ernährungsfantasien“.

Bisher ist keine Liste kürzer geworden, keine Aktivität wurde zielgerichtet verfolgt. Alles wurde auf später verschoben (wenn man denn alleine in der KB wäre). Das bin ich ja nun schon zwei Tage. Und? Ja, nüscht!

Ich sitze im Wintergarten und hab gleich noch Brot zu backen, Essen muss gekocht werden, der Abwasch ist noch nicht gemacht. Und überhaupt.

Es gibt einfach viel zu viel zu tun. Und der Tag hat zu wenig Stunden. Aber Erkenntnisse gibt es.

1. Die nächsten Nobelpreisträger*innen kommen aus der Karlsborg

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.

Die Kartoffeln sind zwar klein, aber gesund und (vermutlich) lecker. Dank des Anhäufelns von Herrn Gustavson haben wir eine schöne Menge feiner Karlsborger Erdäpfel ernten können. Und weil ja Intelligenz und Größe der Stärkeknollen in einem reziproken Verhältnis stehen, können wir konstatieren: „keiner ist schlauer als die Karlsborger“.

Wasser für alle

Heute gab es zwei Schauer. Aba richtich. Mit volle Lotte. C-Rohr, sozusagen. Und jetzt sind die Tonnen wieder voll, der Dusch-Sauna-Wäschewasch-Tank auch und der Brunnen sieht wieder besser aus. Da kann man doch gleich ganz anders an den Abwasch rangehen.

Gartengestaltung und Nutzfeuer

Gestern und heute hab ich mich dem Radikal-Rückschnitt des Flieders und der „sieht-so-aus-wie-Robinie“-Sträucher, der Zwischenlagerung derselben und den ersten Staudenersatzpflanzungen gewidmet.

Tabula Rasa, erstmal, dann noch Schnitt des letzten Probanden und Vorfreude auf lange Nutzfeuerabende mit Sabine und Jutta.

Und es gibt noch viel zu schneiden.

Außerdem sind inzwischen drei Birken am Steg abgängig. Herr Gustavson: Kettensäge-Kette mitbringen! Sonst schärfen (neue Feile kaufte ich) (Präteritum, übrigens!).

Jetzt backt das Sauerteigbrot und das Abwaschwasser ist auch heiß. Der Feierabend ist noch in weiter Ferne.

Wie gesagt: man kommt zu nichts.

Neun Köpfe in der Karlsborg

4 und 3 und 1 und 1

waren es im August 2020. Ganz schön viele. Nicht ganz so viele wie 1890 und auch nicht ganz so feierlich angezogen, aber immerhin eine erkleckliche Zahl.

Das ausgezeichnete Wetter und die allgemeine wechselseitige Kompatibilität sorgten für gute Stimmung und eine schöne Zeit. Oder, wie es Mitja sagte, „das war so, wie Weihnachten, nur andauernd …!“ (und wer die Weihnachtsessen kennt, wird verstehen, was er meinte).

Ein wenig stehen wir damit auch in einer Tradition, wie unser Posing zeigt.

2020 Revival

Das Original sind noch ein paar mehr, aber wir machen uns ganz gut, finde ich.

1890 Original

Es war auf jeden Fall sehr schön, alle hier zu haben. Ich hab es genossen.

Voll heiß – Teil 11

Wetterbericht und Versorgungslage

Seit gestern ist die Bude voller. Noch nicht richtig voll, aber Wilma hat auf dem Parkplatz einen Nachbarn bekommen und das Gästehaus ist belegt mit 3 Personen (eine eher klein). Für hiesige Verhältnisse ist es ziemlich warm, in der Sonne sogar eigentlich zu heiß. Die Vorhersage ist für die nächsten Tage stabil sonnig und warmm, noch zwei Tage um die 28°, dann geht es runter auf 21°. Mal sehen, wie es wirklich wird. Etwas Regen wäre schon mal gut für die Tonnen, gerade wenn die Belegschaft noch zunimmt. Es sieht aber nicht so aus und wir werden auf jeden Fall die Tage die Kanister auffüllen.

Die Pilze haben das Wachstum eingestellt, im Brunnen sinkt der Wasserspiegel und die wasserdurstigen Pflanzen bekommen welke Blätter. Nachts kühlt es aber noch ab und ein wenig Tau gibt es auch. Das Rentnerbeet liefert weiter Frischgemüse und Salat (allerdings in überschaubaren Mengen).

Von wegen nichts los …

Nun könnte man meinen, die Tage würden sommerlich ereignislos dahinplätschern, aber das stimmt nur zum Teil. Am Sonntag, z. B., ist Fahrplanwechsel bei der Smålsporet. Vom täglichen Verkehr wird auf 3 x die Woche umgestellt. Aufregend.

Und morgen (also Samstag) ist Königin Silvias Namenstag, was gleichbedeutend mit einem der wenigen offiziellen schwedischen Flaggentage ist. So ein Tag verlangt morgens den Ersatz des Wimpels gegen die Flagge (und dasselbe abends dann zurück). Auf jeden Fall darf die Fahne (rechteckig, groß) nicht über Nacht hängen bleiben. Der Wimpel (schmal, lang, spitz) dagegen schon. Warum das so ist kann ich nicht erklären. Und eigentlich ist es auch viel zu heiß dazu. Aber wir wollen es schon richtig machen. Also morgen früh.

Ansonsten sind gestern Frau Ruscha und die Herren Henrik und Jonah leicht ermattet, aber heil und gesund eingetroffen. Und nachdem sie etwas Schlaf nachgeholt haben, wurde heute gleich in die Karlsborg Routine verfallen. See, Hängematte, Jonah bespaßen, See, Hollywoodschaukel, was zu essen, was zu trinken organisieren (entweder für sich selbst oder den kleinen Mann), dann nochmal ausruhen und alles wieder von vorn. Schön.

Aber. am allerwichtigsten: Es gibt noch genug Schattenplätze und wenn das Wasser wirklich knapp wird, trinken wir eben Bier. Jawoll.

Und ansonsten: voll langweilig.