Dreck, Arbeit, Schlangen, Schnecken

Prolog

Es ist Karfreitag. Das interessiert die Schweden nur so mittel, im Gegensatz zum Musikverbot in Tyskland, das auch jenseits von Corona z. B. im Land der Niedersachsen zur rechten vorösterlichen Depression beitragen soll.

Aber sei es drum, Herr Gustavsson und Herr Pettersson haben sich heute eine Arbeitsdiät verordnet. Es ist Feiertag und der soll auch so begangen werden. Zwar wird noch gebacken und geräumt (der kleine Kühlschrank wird abgebaut und in der Küche unter der Arbeitsplatte zwischengelagert).

Aber als Hauptaktivität ist eine Ausreise mit dem Auto ins schöne Dynestad geplant (ist ja auch sonst hundeinduziert beinah alles erlatscht, in der Umgebung). Dynestads Hauptattraktion ist wohl ein im Wald rumliegender Riesenstein (wird sind gespannt). Mindestens ebenso wichtig sindZwischenhalte in Totebo und Hjorted, wo wir die Einzelhandelseinrichtungen erkunden wollen, scheinen diese doch die einzige Alternative zu den anstrengenden Großstadtbesuchen in V und V (Västervik und Vimmerby). Dazu gibt es dann ein Serviceseitenupdate.

Die Schlagworte …

… in der Überschrift beziehen sich aber vordringlich auf die seit dem letzten Bericht vergangenen Tage, wenn man von den erwähnten Mollusken absieht, die sind heute wichtig, aber dazu später.

So richtig toll klingt ja nichts davon und es wird spannend sein zu fragen, ob sich beispielsweise die leichte Gänsehaut, die sich für Säugetiere mit dem Begriff Schlangen immer zu verbinden scheint, bestätigt, ob der Dreck eben das ist und die Arbeit die Erfüllung bringt, die ihr in der modernen Gesellschaft gemeinhin zugeschrieben wird.

Schauen wir nachher auf den Epilog.

Dreck

Ich habe angefangen, den Dachboden über dem Haupthaus zu säubern. Folien, Mäuseködel, ein paar zerrupfte Gardinen und ein Stoffschuh. Das habe ich neben 5 Karren (=20 Eimer) Staub und Sägemehl durch die kleine Luke rausgeschleppt. Ich glaube, noch nie war eine FFP2 Maske so angesagt.

Nach dem Säubern kam aber eine gute Substanz zum Vorschein. Alte, aber stabile Bretter, Platz zum isolieren und anschließendem Verbrettern. Die Idee, neu zu dämmen und vielleicht ein paar Ausweich-Schlafgelegenheiten einzubauen kann weiter verfolgt werden (Detailplanung sozusagen).

Ich muss aber für den Rest der Grobentsorgung nochmal rauf (vielleicht am Sonntag), denn danach ist a) auf jeden Fall die Trias Duschen-Bastun-Duschen angesagt und b) die Vakuumierung der benutzen Arbeitsklamotten nötig (die auf dem Foto hab ich gewaschen). Das könnte auch passen, denn am Montag nachmittag (Spoileralarm) geht es schon wieder Richtung Heimat.

Axel hat auch ein bisschen Dreck gemacht und den Platz für den Jockel freigearbeitet. Montieren konnten wir das noch nicht, weil wir doch in den Fels müssen und dazu ist anderes Besteck erforderlich als wir hier haben.

Arbeit

Soll ja Erfüllung bringen und den Menschen ausmachen. Naja. keine Ahnung. Mein Urlaub in den letzten Tagen und nach Ostern ist jedenfalls wegen is nich ausgefallen.(Mäßiger Beifall).

Homeoffice in nicht erwartetem Umfang, ver-videokonferenzte Bandbreite, geshootete troubles. Saubere Arbeit zwar, aber doch nur im körperlichen Sinne. Und nicht das, was geplant war. Es bleibt hier trotzdem schöner als zuhause, denn wenn die Kühe erstmal vom Eis getrieben sind, kann man sofort wieder abschalten. Aber ich stelle fest: Nächsten Urlaub wird der neuland Mail-Account abgeklemmt, Mattermost und all das andere Stalking-Geraffel ausgeschaltet und dann bin ich weg. (Mal sehen, ob das passiert). Und nur, um nicht missverstanden zu werden: das wühlen im Staub von Hundert Jahren ist auch nicht viel schöner. Nur anders. Bastun am Abend braucht beides. Gut zu wissen.

Schlangen

Die Västerviks-Tidningen hat zu Ostern gemischtes Wetter angekündigt. Es gab auch mal Regen, nachts und es ist auch recht frisch. aber: es ist unbestreitbar Frühling geworden. Das ist schön, von drinnen und draußen.

Der Rhabarber knäuelt sich aus der Erde und schüttelt den einen oder anderen Nachtfrost grinsend ab. Die Johannisbeeren schlagen aus und unsere unermüdliche Stachelbeere setzt alle anderen durch vegetatives Vorspreschen unter Druck. Die Krokantenplantagen haben sich über dass ganze Grundstück ausgebreitet und werden von Hummel, Biene und Falter gerne angenommen. Und es scheint auch nach Tagen immer noch Nektar zu geben.

Neben den ersten grünen Fitzelchen an Kraut und Busch sind vor allem die Tiere aktiv. Hausbesichtigungen bei Meisens und Buchfinkens, Großkämpfe zwischen übermotivierten Amsel- und Drosselhähnen. Taumelflüge von Raben und allerlei Geturtel im blauen Schwedenhimmel.

Gestern gab es dann ein großes Ringelnatterstelldichein auf den gewärmten Steinen am Haus. Eine große und mindestens 5 kleine Nattern feierten das Ende des Winterschlafs mit – so wird jedenfalls von unserem Gesellschaftsreporter Herrn Gustavsson kolportiert – intensiven Kontakt emotionaler und körperlicher Art. „Geschlangelt“ wurde, wie man sich ausdrückte.

Schnecken

Die sind heute dran. Nämlich aus Teig und mit Kardamumme och Kaneel. Mindestens einmal (und noch vor dem Ausflug) muss gebacken werden. Und jetzt ist mir doch tatsächlich die erste Rutsche verbrannt, wegen zu langer und zu heißer Backzeit. UNFASSBAR.

Rutsche 2 und 3 dagegen gut bis perfekt. Teigrezept mit Ei und Milch statt nur Milch ist akzeptabel. Luftig und locker, etwas empfindlicher gegen Oberhitze, anscheinend.

Epilog

Was lernt uns das alles:

  • Schnecken sind nicht nur schleimig und ekelhaft.
  • Schlangen haben auch Gefühle, sind elegant und hübsch.
  • Arbeit adelt nicht immer
  • und Dreck kann was gutes sein.

In diesem Sinne: Allseits gute Besserung.

PS: Ich werd es Euch zeigen!

Seht Ihr, Langohren, so wir das gemacht. Ich werde stachellose Brombeeren ernten. Irgendwann. Und wenn ich S-Draht verbauen muss. Ha.

Kleine Knospen am verbissenen Gehölz und aus dem Boden kommend. Yip!

Skandal in Ankarsrum

Wir sind entsetzt. Wütend und enttäuscht. Fühlen uns allein gelassen und stehen in der Gefahr unseren Frust in sinnlose Aggressivität zu wandeln. Fast wie die AFD Wähler sozusagen, nur das die das mit der Gefahr meist schon hinter sich gelassen haben. Aber im Gegensatz zu den heimattümelnden Pseudokonservativen vom rechten Rand (mögen sie schnellstmöglich genau da landen, wo sie hingehören), haben wir allen Grund.

Die haben doch tatsächlich unseren Coop-Nära zugemacht! Aus die Maus. Leuchtreklame ab. Nur noch Postabholepunkt. Sieht echt endgültig aus. Und das wäre natürlich ein echter Schlag ins Kontor. Nicht nur, was die Nahversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs ohne KFZ-Einsatz sondern auch und vor allem was die sozialen Kontakte mit hiesigen Einwohnenr angeht. Es ist ein Skandal.

Aber mal ohne Scheiß: für uns ist das lästig, scheint doch neben Västervik und Vimmerby (und jeweils 30 km Fahrt eine Tour) zumindest in 10 km Entfernung eine Einkaufsgelegenheit in Hjorted zu bestehen. Aber für alle hiesigen, die man im Coop Nära treffen konnte – ganz jung oder eher alt, wenig mobil aus Gesundheits-, Alters- oder Schnapsgründen, mit wenig Geld oder wenig Kontakt – für alle die ist das echt ein Debakel. Zum einkaufen mit dem Bus nach Västervik. Das geht doch nicht. Und erst recht nicht, wenn man die 2 Kubik Zeug, die man für eine Woche hier so braucht, dann auch noch durch die Gegend schleppen muss. Ein Skandal, eben.

Und was sagt Coop?

Das ist der nächste Hammer. Ich hab noch auf dem Weg nach Västervik (irgendwo mussten wir ja einkaufen) sofort den Coop-Kundenservice angeschrieben und mal ganz blöd gefragt, ob der Laden denn wirklich zu sei (stehen tut da nur handschriftlich 3.-8.3. stängd) und mein Bedauern über eine etwaige endgültige Aufgabe des Standortes mitgeteilt. Reaktion: Nüschts.

Aber da kann man ja nochmal nachhaken (oder wie ein Kollege auf Kundenseite zu sagen pflegte „nachharken“). ich hätte jedenfalls gerne eine Auskunft.

Der Rest des Tages … war ok

Wir haben nach etwas Homeoffice und sperrigen Themen und hausinterner Elektroinstallation durch Herrn Pettersson (mit mäßigem Erfolg) und dem Schock wegen des geschlossenen Ladens dann erstmal den Willy:s in Västervik leer gekauft. Unter anderem gab es Semlor. Das ist ein Ostergebäck hier (bzw. wurde in der Vorosterzeit gegessen, so wie Krapfen bei uns). Ist ein Hefeteig, mit fett Sahne und einer Art Marzipanrohmasse als Füllung. Kann man essen. Macht satt und glücklich. Hier nach Rückkehr mit Snabbkaffee direkt aus der Packung gereicht.

Danach waren wir waschen. Also uns. Und zwar mit warmen Wasser. Die Installationen im Spa haben den Winter gut überstanden und auch der Wassertank ist dicht (und inzwischen auch m it flüssigem Wasser statt Eis gefüllt). In der Bastun gab es keinen Eisaufguss mehr dafür aber einen Birkenbusch zum abklopfen und drei nette Gänge mit nachmaligem Haare waschen.

Das Ergebnis ist überzeugend. Allerdings sehe ich inzwischen immer mehr wie ein verrückter Professor oder wie der einigen älteren bekannte Magier Catweazle aus. Leichter Grauton und dünneres Haar tun neben der Länge und dem allfälligen Wind hier ein übriges. Es moppt. Aber was soll’s. Muss man drüber stehen.

Nach dem Abendessen (Brathering mit Pellkartoffeln, Salat, Jogurtsauce und Mayo – beides selbst maakt) wurde der Tag in die Schlussrunde geschickt. Und vor dem Schreiben gab es ein kleines Himbeergeistchen, auch um die heutigen handwerklichen Aktivitäten von Herrn Gustavsson (Elektroinstallation und Dachplatten) und die geringen Beiträge von Herrn Pettersson dazu gebührend würdigen zu können.

Ach ja, 18 Grad hatten wir heute. Leichte Gesichtsröte inklusive. Alles ohne Kurtaxe.

Und trotzdem: der Coop-Nära Skandal wird noch weiter verfolgt. Das muss sich noch genauer klären lassen.

Bis dahin: Gute Besserung.

En hilligen Söndag * …

  • so oder so ähnlich sagt man das wohl auf Platt.

… der auf schwedisch eigentlich nur söndag oder helgen (Wochenende) heißt …

… ist schon fast rum.

Und das liegt nur teilweise am rumdrömelnden Karlsborg-Personal, das sich die Zeit mit kleineren Elektroinstallation (Herr Gustavsson hat u. a. das Beleuchtungskonzept im Gästezimmer umgestellt und bei der Gelegenheit gleich eine USB Ladebox eingebaut) oder Reinigungen vertreibt (Herr Pettersson hat u. a. Fenster im Wintergarten geputzt, als echten und krönenden Abschluss des Wochenprojektes), denn heute morgen war es eine Stunde später, wg. Umstellung von Normal- oder Winterzeit auf Unnormal- oder Sommerzeit – also war eigentlich schon Mittag, als wir aufgestanden sind oder mindestens halb acht, was ja auch schon ganz schön spät am Tage ist.

Sommerzeit ist einfach (hatte ich in dieser Loseblatt-Sammlung auch schon mal irgendwann angesprochen). Da ist ist es dann später dunkel oder länger hell oder irgendwie so. Ist aber eigentlich total wurst, weil heutzutage ja alle Uhren Funkuhren sind und die wissen sowieso viel besser, wie spät es ist. Von Hand umstellen ist die absolute Ausnahme und auch in die falsche Richtung drehen kann eigentlich nicht mehr passieren, weil in jedem Haushalt irgendwelche Referenzuhren rumliegen und wenn es die vom Handy sind. Und so ist die Gefahr selber halb neun zu haben, wenn alle anderen schon bei halb 11 sind – oder umgekehrt – mehr eine Geschichte von früher, also nicht ganz früher, da gab es nämlich noch keine Zeitumstellung, aber so mittelfrüher, als die heutigen 30 Jährigen noch Puper waren und Telefone am Draht hingen und so. Also eben früher früher.

Aber darum geht es ja gar nicht.

Aufgefallen ist mir die Sommerzeitgeschichte nur deshalb, weil ich in irgendeinem Newsfeed (auch sowas, was es früher nicht gab, da gab es eine Zeitung und die Tagesschau und die haben Nachrichten verbreitet. Außer bei Schulausfall wegen Sturm oder Hitze, das wurde im Radio verkündet [Hansawelle], gleich nachdem die Hafenarbeiter mit kryptischen Aufrufen in die Arbeit bestellt wurden „benötigt werden die Gänge 6, 9 und 11 sowie die Vorarbeiter 23 und 4“ – uuuuh, spooky). Aber, nee, wo war ich … also in einem Newsfeed gelesen habe, dass die Sommerzeit bzw. die Umstellung für allerlei Unbilden verantwortlich sei, u. a. auch Depressionen und Verdauungsbeschwerden (von und bei Menschen, Kühe geben angeblich weniger Milch) und ich mir gedacht hab: „Was für ein Schwargel!“. In Myanmar werden Leute von irgendwelchen Militärfaschos erschossen, im Suezkanal hängt an einer festgefahrenen Riesenblechwanne das gesamte Wirtschaftssystem des freien Westens (auch so ein Begriff von früher, da gab es noch die UdSSR und die war nicht der freie Westen … aber, halt, ich schweife ab), in Europa züchten wir uns die nächsten gefährlichen Virusmutanten, weil irgendwelche Brazzen und Brazzos ihre Selbstverwirklichung beim Laid Machaid oder Chai Latte im In-Café vermuten und die veröffentlichte Meinung hat nichts besseres zu tun, als sich mit quersitzenden Furzen wg. einer Stunde mehr oder weniger Schlaf zu beschäftigen. Und dabei wissen wir doch alle (auch schon von früher), das Reizmagen und Reizdarm unmittelbar mit Durchmachen und daraus folgendem Schlafmangel zu tun haben. Jedenfalls bei manchen.

Haaalt. ich merke: Da sprach der Nörgler – Kehrt …

Netter und schon fast beängstigend geschmeidig läuft es im Bastelkeller der Bekenntnis-Schweden.

Gestern wurden die letzen Streicharbeiten am Wintergarten gemacht. Überwiegend weiß, aber auch ein oder zweimal hellgrün, denn ein altes Ornament wollte wieder original restauriert werden. Dann Besuch von Mats, Plausch über den Zaun, in einer Art Schwedisch und mit mehr Rätselraten als echtem Verstehen (aber das kennen wir ja), dem Aufbau der neuen Regentonnen auf der Terassenseit, vewrkoipplung derselben und Einbau von zwei Zapfhähnen und als Tagesabschluss einem langen Spaziergang (soweit die zwei kaputten rechten Knie tragen).

Später lecker Abendbrot mit selbst gemachten eingelegten Bratheringen und – zum Schlafengehen – dem Beginn ergiebiger Regenfälle, die alle Tonnen komplett füllten. Das ist mal perfekt: alle Außenarbeiten fertig, was vorbereitet und der Rest geht wie von selbst.

So macht der Sonntag trotz ungemütlicher Witterung doppelt Spaß, mit netten Aktivitäten (siehe oben), letzten Zierleisten im Wintergarten und einem neu sanierten Nistkasten als Topping. Da kann der Yoga-Kurs mit Vale heute um 17:30 starten. Auch wenn ich statt des Lotussitz mehr so halbseitig gelähmt rumeier. Aber das war früher auch anders, da gab es nämlich kein Yoga sondern Gymnastik, und da wurde vom Steißpauker noch richtig gedrückt, wenn der Proband das Klappmesser nicht richtig hinbekommen hat. Und gewippt wurde, auch wenn es die Muskelfasern im Bündel zerriss. Aber was sag ich, davon wisst ihr ja alle nichts, stattdessen gibt es Magenaua wegen Zeit. Naja.

Aber, es ist wie es ist und gerade deswegen allseits gute Besserung.

Herr Gustavsson und Herr Pettersson (beide ohne Magenprobleme)

Abends ist der Tag eigentlich schon fast rum …

… jedenfalls für das ehrbare Handwerk

Donnerstag abend, zwei Kerle sitzend auf dem jeweiligen Stamm-Sessel, Ofen an, lecker Wachtelbohneneintopf in der Figur. Ein Bierchen und ein Gläschen Rum. Kann kaum schöner sein.

Wir sind beide kaputt. Gestern war (Achtung Wortspiel:) Leistung gefordert, heute auch. Gefühlt bin ich 1499 mal von der Baustelle (Wintergarten) nach unten (Werkstatt) gelaufen. jedesmal irgendeine Leiste in der Hand, die grad 1,2 mm zu dick, zu breit oder zu lang war, um sie direkt als Unterfütterung für die Deckleisten zu verwenden, sie in irgendwelche Zwischenräume zu verprökeln, um so endlich weiter machen zu können.

Darum wurde gesägt, geraspelt, gehobelt – gern auch mehrfach an einem Werkstück – bis es passte. Vorher wurden Klebebänder aufgebracht, die sparsam der Länge nach geteilt wurden und so insgesamt dem Gastland Ehre erwiesen, nennen die übrigen Schweden das schöne Småland doch auch gerne Snorrland (was Geizhalsland bedeutet), weil hier nie nichts weggeworfen wird, weil man es ja noch brauchen kann. Und das stimmt ja auch, jawoll.

Ob es so sinnvoll ist uralte Kiefernleisten mit dem Hobel von 14,8 mm auf irgendwas zwischen 11 und 10,5 mm Dicke zu verschmälern, sich dabei Splitter einzureißen und am Ende doch nur ungefähr passende Teile zu haben, bleibe mal dahingestellt. Den Tag füllt es jedenfalls und am Ende ist man auch irgendwie glücklich. Und ob das mehr Biochemie oder echte Erfüllung ist, kümmert auch keinen großen Geist. Ist eh wurscht, weil es ist, wie es ist.

Jedenfalls wurde gedeckleistet, wieder aufgefüllt, Acryl verschmiert und heute um 17.00 (siebzehnhundert) das Gewerk Holzleisten und Dichtung für beendet erklärt. Der Wintergarten muss nur noch (in Teilen) geschliffen und gestrichen werden. Dann haben wir es. Punkt.

Und vorher war Regentonne

Am Anfang hab ich die ersten Regentonnen ersetzt. Das seht ihr hier.

Ansonsten war remote und Kino im Kopf …

Gestern abend gab es Yoga mit Vale. Das war schön, wenn auch das kranke rechte Knie des Berichtenden die ganz geschmeidige Form verunmöglichte und ich mehr schlecht als recht durch die Übungen zu „ich fühle mich leicht und beweglich“ oder so lavierte. Aber schön war es und es macht schon allein Spaß Vale bei ihren Übungen zuzusehen. Bamse war durch meine Darbietungen stark verunsichert. Ein alter Sack auf dem Boden heißt bei ihm wohl: da ist was faul. Und so winselte und jaulte er sich durch den Entspannungsteil, was mir eben diese auch eher schwer machte. Aber sei es drum. Passt schon. Und jetzt fällt mir grad ein, dass ich noch gar nichts überwiesen hab. Das muss dann aber auch gleich noch passieren.

Nebst Yoga war ich gestern noch auf einer Hauptversammlung der Sparkasse, bei der Mitglied zu sein ich die Ehre habe. Das war eine Life-Übertragung und bei allen Seltsamkeiten dieser Formate finde ich es doch eine gute Idee, grundsätzlich remote anzubieten, denn so kann jeder von überall her zusehen und damit sind die geschlossenen Türen einfach mal Vergangenheit. Und das kann – so glaube ich -. wirklich und in beinah jedem Fall nur gut sein.

Disclaimer

Das meine Gedanken heute ganz und gar nicht so gradlinig sind, wie die Leisten, die ich den ganzen Tag verarbeitete, ist offensichtlich. Aber das soll und darf heute aber auch einfach mal so stehen bleiben. Denn manchmal ist mein Kopf von einem Knäuel sich windender Gedanken gefüllt. Und da hinterher zu kommen ist für andere dann eher nervig, aber von mir nicht böse gemeint. Sondern eben einfach so, wie es ist – an einem Abend in der Karlsborg, wenn man sich fragt, warum es manche so schwer haben obwohl sie doch so gute Leute sind und das es besser wäre, wenn jeder sein dürfte was er oder sie ist. Und das jede:r werden könnte, was er oder sie sein wollte. Einfach so, weil es gut ist, wie es ist und ein Studierter nicht mehr wert ist als der Arbeitsmann oder die Arbeitsfrau, die alle ihr Teil beitragen zum „greater good“.

Und dann fällt mir auch noch die Szene aus dem Polizeiruf von letzter Woche ein, wo Frau König und Herr Buckow zu TSS karaokisieren und ich gar nicht anders konnte als ein tiefes JA zu denken. Zu eben diesem. Allem.

Aber das ist eine andere und viel zu große Geschichte für so ein kleines Textlein. Und deshalb erstmal: allseits gute Besserung, Liebe und Glück für Euch alle.

Verschwundene Einzelhändler und der Tag der kleinen Teile …

So lauten die Mottos des gestrigen Mon- und heutigen Dienstags. Fangen wir am Anfang an.

Drama oder „Ein Einzelhändler verschwindet …“

Gestern waren wir in der Stadt. Schon ab dem zweiten Tag in der Karlsborg sind solche Dinge ein echter Angang. Sachen anziehen. Zettel schreiben, noch mehr Sachen anziehen, andere Sachen anziehen. Löppiskiste ordentlich packen (man will ja schließlich einen guten Eindruck machen), Müll und Wertstoffe für die Återviningscentralen vorbereiten. Auch da will man sich nicht beim falschen Container erwischen lassen (es gibt wenig peinlicherliches als einen Fehlwurf in den Schrottcontainer aus 3 m Höhe, nebst runterkrabbeln und Falschgut wieder herauspulen – und das vor den Augen der in neongelb gewandeten Recyklingfachkraft – gerne blond und groß, Typ Volleyballerin linke Angriffsseite). Dann los und die übliche Runde.

Wichtigster Punkt auf unserer kurzen Liste der Besorgungen in der Ostseemetropole: Internet – Telenor Surf 30 Gigabyte. Immer dasselbe, immer bewährt. Auf dem Hinweg konnte uns der ICA in Vimmerby allerdings nicht helfen. Es gab „Probleme mit der Software“ – aaha, soooso! Egal, der ICA in Västervik ist eh größer, da gibt es einen Postschalter und überhaupt. Das läuft. Aber als wir da waren, nach Nummern ziehen und brav anstehen: nix, ingenting, nada. Keine Gigabytes für Axel und Ralf.

Jetzt wird man etwas unruhig. Aber da hilft nur der Elgiganten. Da hat das immer geklappt. Kurze Abstimmung: am neu auf gemachten Rusta vorbei (die haben Farben und so’n Keks), raus über’n Kreisel, Hauptstraße, am Wassertum rechts, rein in den Kolonievägen. Parkplatz, raus, in die Halle und – Tusch! … Statt am Kundentresen des Elektrohändlers stehe ich in einem riesigen Fitnesscenter, zwei neuschwedische Grazien unterbrechen ihre Unterhaltung und starren mich an. Ich starre zurück. Kein Elgiganten mehr. Eisenpumpen stattdessen. Die Unruhe mutiert zur nackten Panik. Das kann nur ein Irrtum sein. Wieder raus. Axel die Situation hinstammeln, Ein Blick auf die Ladenfront beweist, Firmenname und Leuchtreklame sind Vergangenheit.

Es wird eng. Ohne Internet ist das mobile Arbeiten in der Karlsborg auf schriftliche Kommunikation beschränkt. Schon das telefonieren geht nur lala, wenn man keine Wlan Unterstützung hat. Suchen wir also. Auf der Webseite wird eine Filiale in Västervik angezeigt. Mitten auf dem Parkplatz von ICA. Hm, da waren wir doch gerade und gab es ein Elgiganten dort? Im Brustton der Überzeugung: Nein. Nie. Auf dem Parkplatz. Ha! Schwachsinn.

wie Sie sehen. Ein Elektrofachmarkt in einem Nullraum

Ich mach es kurz. Elgiganten ist jetzt bei Jula ums Eck. Direkt neben dem neuen Rusta /der Farbenfritze). Ham wa nich jesehn, obwohl wir davor standen, vorher. Selektiver Blick, eben.

Und weil das so neu ist, stimmen die Koordinaten noch auf der Seite nicht. Bei Elgiganten.se wird man übrigens immer noch zum. Kolonievägen geschickt, wo man dann im Gym landet. Aber das hatten wir schon.

Ansonsten kann man noch berichten, dass man jetzt beim Kauf von Datenvolumen die Telefonnummer des Routers und einen Namen (Zarsteck) angeben muss. Es scheint Veränderungen bei Prepaid in Sverige gegeben zu haben. Und deswegen gibt es auch Softwareprobleme (s. o.). Denkt dran, wenn Ihr einkauft.

Auf jeden Fall voll der Stress, so ein Stadtausflug. Da war es heute netter, am …

… Tag der kleinen Teile (eine Komödie)

Axel war den ganzen Tag im Wintergarten zugange. Wie immer nehmen Restarbeiten mehr Zeit ein als man sich vorstellte. Hier ein Leistchen gehobelt und eingepasst, da ein Dreieckchen eingesetzt, dort noch etwas Bauschaum aufgebracht. Kratz, kratz, klopf, klopf und plötzlich waren 6 Stunden rum.

Bei Theateraufführungen im Londoner Globe – so hab ich mal gelesen – wechselnden große Königsdramen mit kleinen Possen ab. Und das war nach der gestrigen Fast-Tragödie heute auch so. Es ging in dem kleinen Format um die uralte Geschichte Mensch gegen Materie (Also Axel gegen fitzelige Holzteilchen) verfeinert mit: „nie liegt eine Sache da, wo man sie braucht“ (meint: Wintergarten – Werkstatt und retour unendlich viele Male). Da war ich mit meinem Maintenance-Projekt „abgängige Regntonnen auf der Hausrückseite ersetzen und untereinander sowie mit dem Überlauf Richtung Brunnen koppeln allemal auf der sicheren Seite. Überschaubarer Materialaufwand, alles in einen Eimer und gemütliches Gebastel auf der sonnenbeschienenen Seite bis zum planmäßigen Abschluss.

Morgen geht es dann wintergartentechnisch auf die Zielgerade. Es müssen die ausgeschäumten Fugen mit Klebeband versiegelt und dann verleistet werden. Dazu gibt es dann aber auch bestimmt auch Bilder. Und wenn die Regenrinnen wieder angebaut und die Tonnen erneuert sind, können wir den ersten großen Zettel von der Wandnehmen.

Vorher war nachmittags Vorfrühling. Es hatte eine Wandergruppe vor der Tür, zwei Zitronenfalter, einen kleinen Fuchs (auch ein Falter), singende Vögel, schmelzendes Eis und die ersten Präsentationen weißer Männerbeine in der Kaffeepause (14 Grad vorhergesagt, 20 Grad bei der Fikapaus. Faktisk precis lagom (wie der Schwede sagt).

Noch sind die jungen Pflanzen zwar klein (man beachte die Krokusse) und die Eisblöcke z. B. im Wassertank groß (soviel Gin und Tonic gibt es gar nicht). Aber es wird. Frau Sonne lässt sich nicht entmutigen und der graubärtige Herr Winter wird auf die späten und frühen Tagesstunden sowie die Nacht verwiesen. Der Tag gehört dem Leben.

Und wenn die Astfresser kommen, stehen sie vor dem eingegitterten Bäumchen. Isländisch sozusagen. Dort nämlich sperren die Zäune die Schafe aus, um Baum und Gras zu schützen und nicht ein, wie bei uns.

Abends waren wir dann in bastun und göl. Waschen muss. Auch, wenn es echt kalt ist, im Wasser. Und wie das in der Karlsborg so ist, am Ende erledigt sich das Zetern von allein. Lecker Essen und Getränk, bullernder Ofen und ein Platz im Sessel… Obwohl, wenn ich das Langohr erwische, dann …

erstmal allseits gute Besserung wünscht die Besatzung des Luftkurortes.

Bambi ist ein Drecksack …

… und Meister Lampe auch

Hier in der Karlsborg ist noch Winter. Spätwinter zwar, aber eindeutig noch kein Frühling (auch, wenn es schon ein paar Schneeglöckchen gibt). Vor der Werkstatt liegt ein Restgletscher, den wir als Bergwerk für Eisaufgüsse in der Sauna nutzen (exquisites Aufgusserlebnis, übrigens), der Vassgöl ist mit einer Eisdecke überzogen (nein, nicht – mehr – begehbar), im Wald liegen überall Altschneeflecken, die Regentonnen sind allesamt geplatzt und heute auf dem Weg zur Recyklingstation, die Nachttemperaturen lagen bisher stabil kurz unter Null und Axel geht nur mit dem gefütterten Spielanzug arbeiten.

Unser kleiner Hausgletscher
Hier kann man nach der Sauna ein Eisbad nehmen

Ich trage Kunstpelz auf der Haut (kuschelig ist wichtiger als gut riechen) und der alte Spruch „arbeite Dich warm“ bringt einen gut durch den Tag (jedenfalls solange man nicht im immer etwas kühleren Wintergarten sitzt und kalte Füße bekommt).

Links: Wasser zum abwaschen, rechts: Glühwein zum Aufwärmen

Apropos Wintergarten. Die anliegende Galerie zeigt unsere gestrige „Söndags-Aktivitet“: Seekieferplatten ab, Fenster nacheinander rein, ausrichten, festschrauben (vorher die eine oder andere gut gemeinte Leiste wieder abpulen) und dann mit dem mitgebrachten Bauschaum die Fugen verkleistern. Jetzt haben wir wieder einen hellen Aufenthaltsraum und sehen den Restarbeiten (innen verleisten, büschen spachteln und streichen, Dichtungsgummi an der Tür wieder einkleben, Acrylcreme auftragen und und und) entspannt entgegen.

Sobald der fehlende Bauschaum aufgebracht wurde (wird heute nachgekauft), kann außen ein Dichtungsklebeband drauf, die Rahmen dran und fertig (so ist der Plan, der natürlich so nicht und sowieso nie eintreten wird).

Interessantes Detail: die Tür ist verkehrt rum. Also innen ist außen und außen ist innen. Irgendwie muss sich das Haus gedreht haben oder die Zeichnung lag verkehrt rum oder die Polarität des Universums hat sich umgekehrt. Anyway, geht auch. Muss nur noch eine kleine Blechschürze dran gebastelt werden, um den Unbilden der Wetterseite (Nord) etwas entgegen zu setzen.

Zweites Detail: niemals verarbeite Bauschaum bei kalten Temperaturen.

Denn erstens: Bauschaum braucht Wasser auf dem Trägermaterial. Sprühflasche leckt, Handschuhe sind nass, Finger sind eisig. Schlecht. Und zweitens: Bauschaum mag keine Kälte, dann kommt er nicht so aus der Dose, wie er soll. Resultat, Axel macht den Schnellkochtopf und entwickelt selber die innere Hitze, die der Dose fehlt. Nutzt aber nix. Schließlich drittens: Dose wird intern gewärmt. Führt zu besserem Austrittsverhalten (s. o.), aber zu mangelnder Dosierbarkeit. Also kollern überall Bauschaumkugeln rum und hinterlassen auf dem Weg schwer entfernbare Rückstände. Immerhin wird Axel dabei noch wärmer.

Aber auch hier gilt: „Vom Ende her denken“. Und das ist gut, wenn auch der Weg dahin immer holperige Phasen hat. Tolles Ergebnis: Durchsichtige Scheiben, klasse Sitzplatz. Well done, lieber Gerd.

Nun aber noch etwas zur Tierwelt

Also.

Ich verstehe, dass die armen kleinen und großen Fellträger in diesem Winter echt Hunger hatten. Ich verstehe das wirklich. Und ich kann auch nachvollziehen, dass die Mäuse im Haus ohne jedes Futter und Fressbare vorfindend Protestlieder singend abgezogen sind. Das ist irgendwie gemein von uns. Aber eben auch angemessen.

Nur das die niedlichen Rehlein und ein unglaublich rücksichtsloser Hase angefangen haben zunächst den Ginster runterzufressen, dann die Zwetschge und den Apfelbaum um die Frühlingstriebe brachten (Wildverbiss ist das Fachwort), schließlich meine frisch gepflanzte Brombeere aufmümmelten und – die Krönung – noch nicht mal vor den planmäßig und mühevoll eingegrabenen Krokussen auf dem Rasen Halt gemacht haben (innerhalb des umfriedeten Bereiches) – das schlüge ja nun dem Fass den Boden aus, wenn das der Frost nicht schon übernommen hätte (siehe oben: Stichwort Regentonnen).

Ich werde im Folgebeitrag den Hausfriedensbruch fotografisch dokumentieren und behalte mir weitere rechtliche Schritte vor. Und werde noch ein wenig rumzetern …

Einstweilen: gute Besserung allerseits.

Und kalt ischt es au‘ …

… täte der Herr Bundeslöw sage, dem im Moment aus gutem Grund eine gewisse abgehobene Attitüde nachgesagt wird. Das ist der Fluch des brasilianischen Erfolges, denke ich mal. Vermutlich steht der Jogi jeden morgen vor dem Spiegel und denkt sich „Warum tu ich mir das eigentlich noch an. Alles Luschen, die vonner Presse und beim DFB“ (ach nee, das wär ja O-Ton Watzke, der Jogi wär irgendwie weicher, breisgauerisch im Dialekt) – Aber das ist ja auch komplett wurscht, weil es mit dem eigentlich „Topic“ oder „Issue“ von heute gar nichts zu tun hat. Und bevor ich einmal über den remote-slang im Klein-„was-ich-immer-schon-mal-sagen-wollte“-Tal abätze, mach ich erstmal das wirklich wichtige: die Nachrichten aus der Karlsborg.

Hausarrest geht weiter

ich war auch heute nicht im Wald. es ist kalt und klar und man hört (trotz kaputter Ohren und Frequenzlöchern) Leute in kilometerweiter Entfernung reden, Autotüren klappen, das beunruhigende Geräusch durchladender Gewehre und den scharfen Knall von Vollmantelgeschossen, die (vermutlich waidgerecht) dem Leben der Geweih tragenden Semi-Haustiere hier im Wald ein Ende setzen. Naja, so schlimm ist es auch nicht: Zweimal hab ich es Knallen gehört.

Aber, zusammen mit Arbeit und Barschangeln bin ich so zweimal ohne Spaziergang durch den Tag und muss morgen u_n_b_e_d_i_n_g_t Pilze einholen und eigentlich auch Einkaufen. Und mich waschen und in die Bastun – und arbeiten und einen Barsch fangen und und und – reine Überforderung, das. Und dann werden die Tage immer kürzer. Und dunkel ist richtig dunkel und morgens muss man erst Feuer machen und abends eigentlich auch – au au au, es ist echt schwierig.

Schön ist der Herbst aber trotzdem

Dann macht es Sinn, die Bremse reinzuhauen, tief durchzuatmen und sich zu sagen: „Was geht, geht und was nicht, geht nicht. Gestern ist egal und morgen ist nachher schon vorhin, also leb im Moment. jawoll.“

Heute morgen war Eis auf der Waschschüssel, Rauhreif überall und der Göl unwirklicfh halb-benebelt mit blauem Himmelsdeckel drüber. Der Tag war golden. Hatte ich aber nüschts von, wegen Hausarrest und Arbeit.

Die Barsche beißen

Ich hab heute nach der Arbeit ein wenig geangelt. Und der Vassgöl-Barsch steht total auf Regenwurm. Spinner, Jigs und Gummifische interessieren überhaupt nicht. Regenwurm mit Pose wird direkt nach dem reinwerfen weg geschglürft. Kleinzeug kriegt man gut wieder vom Hsken, wenn man schnell anhaut und der eine oder andere maßige Barsch lässt sich blicjken. Meistenteils (und dass macht es spannend) wird vorsichtig der Wurm genommen und beim Ziehen derselbe plus Haken wieder ausgespuckt, einmal mit der Flosse gewinkt und das Weite gesucht (und gefunden). Verbrauchsfischen mit Unterhaltungswert.

Suada (ach, die schenk ich mir)

Eigentlich wollt ich grad maulen. Über den Pseudo-Business-Code in unserer Branche, die sich ermüdend immer wieder wiederholenden Nullsätze mit den Worten „Relevanz“, „Prozess“, „Geschäftsmodell“ und „Disruption“ oder das wohlfeile Gequake über „Wir beschäftigen uns wieder nur mit uns selbst“ und „Wisst ihr überhaupt, was die Veranstaltung hier kostet?“ (Antwort: Nix, als ihr sowieso kostet, weil die beteiligten Nasen ansonsten auch keine abrechenbaren Leistungen produzieren würden). Und mir fällt U. K. Preuss ein, der so schön sagte „Ihre Rede sei kurz und vernichtend“ (und präzise, wie ich hinzufügen möchte).

Aber, dann denk ich mir so: Warum so überzeugt von der eigenen Sicht? Warum nicht einfach freundlich sein, warum nicht das Gute glauben (und trotzdem präzise sein, wie ich hinzufügen möchte).

Und erinnere ich mich an die durchsichtige Luft da draußen und den Frost und an das langsam Ein- und Ausatmen der dunklen Wälder. ich denke an Pilz, Beere und Fisch, bei denen ich mich bedanke, an die Großmutter Eiche und die raschelnden Birken, an den flammend roten Ahorn und die zeternden Meisen und dann ist kurz … Frieden.

Und wenn ich könnte, würd ich den Moment festhalten, aber er ist schon vom jetzt ins vorhin gewechselt und ich nehm mir vor: Morgen mach ich nur Sachen, die ich wirklich, wirklich, wirklich tun will.

Einen schönen guten Abend allerseits.

S’chat Egli im Teich …

was nicht etwa schwedisch sein soll, denn das wäre eher „Vi har arborre i gölen“. Nein, „Egli“ ist der schweizerdeutsche Name für Flussbarsch. Und diesen feinen See- und Flussbewohner durfte ich am Züri-See mal in der Form extra leckeren „Fuustfisch“ kennen und genießen lernen. Fein fritierte Barschstückchen, warm, auf die Hand, ähnlich wie Fish’n’Chips, aber nicht so brutal wie auf der Insel serviert.

Heute gab es das bei mir auch. Und zwar satt.

Das kam so:

Ich war heute arbeitsmäßig unter Vollast und nachdem mir am Nachmittag die Augen richtig weh taten und der Schirm vor meinen Augen verschwamm, wäre eigenntlich ein Pausenspaziergang mit Augen ausruhen angezeigt gewesen. Davon (und dem unweigerlichen Pilze suchen) hab ich aber Abstand genommen, ich hatte Karlsborg-Arrest. Mats und Papa Thomas sind diese Woche jagen und ich wollte mich dann doch weder dem Risiko eines versehentlichen Blattschusses noch einer generationenübergreifenden Vendetta wg. Wild-Verscheuchens aussetzen.

Also hab ich meine Augen mit Blick über den Vassgöl ausgeruht. Zur Unterhaltung wurde geblinkert und ge-gummifischt, beides folgenlos, was ja auch beabsichtigt war.

Dann hat mich der Hafer gestochen und ich hab mir einen Wurm gesucht (erster Stich mit der Grabeforke) und den ins Wasser gehängt. Es wurde auch bald gezupft, angehauen und nichts war dran, Haken in die Wasserpflanzen, Wurm ab – Mist. Dann war die Pause rum. Einmal sollte es aber noch versucht werden, deswegen nach dem Termin ein zweiter Wurm und ein sanftes Plopp an den richtigen Platz. So war die Absicht, aber Pustekuchen, mein Wurf ging vollkommen daneben, mitten ins Kraut links von der Badeplattform – einfach nichts.

Und doch, auch dort zupfte es, die Pose ging unter, wurde aus dem Kraut gezogen und ich konnte ohne größere Mühe meinen bisher größten Barsch (33 cm) einholen. Vier kleinere folgten noch, imt insgesamt zwei weiteren Würmern. Alle waren untermaßig und zwei konnten zurück gesetzt werden, zwei weitere mussten mit dem großen in die Küche.

Da wurden alle drei aus dem Anzug geschmeichelt (Barschhaut ist zäh wie Schuhleder, geht aber gut ab), mehliert und mit Eihülle im Wok gebraten. Und im Stehen in der Küche verzehrt. Das war super-ober-lecker. Eglis eben.

Und wie so oft wurde aus einem Fehlschlag ein netter Erfolg. Kann man was draus lernen.

Ach ja, und zur Vorspeise lecker gebratener Steinpilz. Auch fein.

Morgen ist mein Hausarrest vorbei (auch wenn ich erstmal auf den Wegen bleibe und eine buntes Gewand trage – man weiß ja nie.

Petri Heil!

Uuunnd es war Sommer …

„ich war siebzehn uuund sie einunddreisisch“, so knödelte er unnachahmlich, Deutschlands seinerzeit populärster Spätvertriebener oder Frühaussiedler (je nach Perspektive), der Siebenbürger Sachse Peter Maffay, bevor er über „Siehieben Brücken“ ging (geklaut von Karat) und dann putzige, pädagogisch wertvolle Kinderbelehrstücke mit dicken Drachen auf die Bühne brachte. Jener, mit einer Schönheitswarze auf der Oberlippe beglückte Jeansjackenträger („Mooole, Mole, Mole“ – siehe Austin Powers), der in Dagmis Mitbewohner Hannnns-Jörg in Göttingen einen ähnlich kleinwüchsigen, landsmannschaftlich aus gleichem Gebiet stammenden und nämlich virilen Wiedergänger fand, der gerne zu jeder Tages- und Nachtzeit … – aber das ist eine andere Geschichte.

Nun ja, auch wenn hier keine Coming of age Geschichten stattfanden, sondern das gepflegte Wechseljahrsgeplänkel älterer Herr- und Frauschaften dominierte, muss der obige Liedtitel zitiert werden, denn es war nun mal so. Und es ist es jetzt nicht mehr: Fertig, Ende, Finito, Klappe, Schluss, Aus-die-Maus, die eben davon keinen Faden abbeißt. Es hat sich mit Sommaren, nun ist Hösten und zwar richtig.

Und was macht man so „i Hösten“?

Also erstmal schaut man sich verdutzt um, denn eben war es doch noch prickelheiß und dauernd hell und bestenfalls Spätsommer. Und dann sieht man …

… gelb gefärbte Birken, die sich sofort schamhaft des unanständig auffälligen Blattwerks entledigen, tief hängende Wolken, mittel-kalt oder ziemlich kalt, mit klarem Himmel. Herbstpilze, die auch noch so heißen, ratzeputz raiserte Sträucher, abgepflückte Äpfel. Und stellt fest: es geht auf den Rest, aber hallo.

Immerhin gibt es lecker Herbstpfifferllinge und Herbsttrompeten und nach der unglaublichen Steipilzschwemme im September (das ist eine eigene Seite wert), kommt auch der eine oder andere frische Karl-Johann ums Eck (siehe Bild).

Ansonsten hat es Hallimasch, viel kleines Giftgezuppel (Grün- und Graublätterige Schwefelköpfe, spitz-gebuckelte Rauhköpfe), krause Glucken in Truthahngröße, Restpfifferlinge und allerlei Semmelstoppel. Die schwedische Marone ist ein Kümmerling, von Goldröhrlingen hat man hier nioch nicht gehört und Butterpilz und Kuhmaul stellen sich so in den Weg, das man allein deshalb indigniert darüber hinweg sieht.

Man verlegt, neben der Gartenarbeit, etwaiges Handwerken nach innen, pimpt die Bastun mit Bierflaschenfähigen Shampoo-, Seifen- und Kulturtaschenfächern (komplett individuell gefertigt!), hängt Bürste und Sisalreibe griffbereit und freut sich an Spaziergängen, Saunieren und Indoor-Gemütlichkeit mit Outdooraktivitäten. Kleinholz wird gehackt und gebraucht, Unkraut aus dem Kies gepolckt, Türen werden außen blau und innen weiß gestrichen und ansonsten wird die Seele gebaumelt.

Der Schwede hat dafür ein eigenes Wort „Fredagsmys“ (Freitagskuscheln), eine heilige Zeit vor dem Wochenende, in der Haushose, Bierdose, Gummibärchen und Chips eine wichtige Rolle spielen. Alleine oder mit dem, der Liebsten – auf jeden Fall „precis lagom“ (= genau richtig), was ebenfalls ein schwedenbeschreibendes Wort der Extraklasse ist.

Und sonst? Weil es früh dunkel wird, ändert sich das Badeverhalten. Aus dem disziplinierten täglichen Horizontalschwimmen ist das fakultative Vertikal-Baden geworden. Vorzugsweise kombiniert mit Sauna. Einmal rein, einseifen, nochmal rein und das ist dann auch genug. nd meist ist es dann auch noch duster: heute hab ich (wg. absoluter Windstille) in einem Vassgöl voller Sterne getauchbadet – spooky.

Von den fiesen Hirschlausfliegen schweigt des Sängers Höflichkeit. Deren geballtes Auftreten war glücklicherweise nur eine Episode, die aber höchst nervig, wenn auch nur in Forst und Busch. Bleibt man eben weg.

In Norrhult bin ich übrigens aktuell Dorfgespräch. Der bekloppte Deutsche, der OHNE AUTO im Sommerhaus rumhängt. Im Herbst. Und dann mit dem Fahrrad zum Einkaufen fährt oder gar mit dem Bus nach VÄSTERVIK.

Für ein Völkchen, dem der fahrbare Untersatz mindestens so am Hintern festgewachsen ist, wie dem durchschnittlichen deutschen ADAC-Mitglied, ist das Grund für Stirnrunzeln, ungläubiges Kopfwiegen und scheeles Schauen nach der Telefonnummer der sozial-psychiatrischen Ambulanz (wenn es hier sowas gibt und das nicht in Personalunion vom lokalen Sytembolagetchef, der gleichzeitig Blaukreuzler und Sozialarbeiter ist, gleich mitgemacht wird). Aber lustig finden sie es doch und gegrüßt werd ich inzwischen breitwürfig.

Schon mal mit Reflektieren anfangen

Noch’n Punkt. Vermutlich fragen sich die geneigten Leser:innen, warum so lange Funkstille war. Hm, weiß auch nicht so genau. „Es gab nichts wirklich wichtiges zu schreiben“, könnte ich sagen. Aber das gilt ja eigentlich die ganze Zeit. „Mir war nicht so“, das trifft es schon eher.

Ich hab viel Homeoffice gemacht, das war schon ok, aber auch anstrengend. Und dann mochte ich nicht mehr über Schweden schreiben, war ich doch virtuell die ganze Zeit in Bremen und W’dorf und Köln – und wollte doch eigentlich wenig bis gar nichts arbeiten. Immerhin bleiben die Pausen, der Feierabend und das Wochenende im Retreat. Ich werd erst merken, wie schön das war, wenn es vorbei ist.

Aber, und das ist dann meine nächste Aufgabe, arbeitsmäßig muss man wohl doch ein konsequenteres Vorgehen entwickeln. Und wenn das so gut klappt, wie das Home-Office-Plautze bekämpfen sag ich jetzt schon mal …

… herzlichen Glückwunsch und „Schönen guten Abend, allerseits“.

Ihr Ralf „Heribert“ Z.

Jetzt geht’s los

Karl-Johann und Mr. C

Die Samen haben 9 Jahreszeiten und auch das Landvolk und die Imker bei uns daheim haben mit mehr als vier Jahreszeiten hantiert, um den Jahreskreis zu beschreiben, zu wissen, was getan werden muss, zu wissen, was man ernten kann und zu wissen, wann man die Hände in den Schoß legt (auch wenn das hieß zu spinnen und zu basteln und Dinge Instand zu setzen).

Ich will jetzt nicht darüber schreiben, wie die neuen Jahreszeiten auf der erwärmten Erde aussehen werden, denn immer noch hoffe ich, dass wir – motiviert durch den Druck und die Energie unserer Kinder – diese zentrale Aufgabe unserer Generation doch meistern können. Und ja, Zeit wird es und knapp ist sie auch.

Nein, heute will darüber schreiben, wie es ist, wenn man viel draußen ist (und am Ende ist in der Karlsborg sein „Draußen sein“). Und wie man dann ganz selbstverständlich anfängt eigene kleine Jahreszeiten zu bilden, die Luft zu schnuppern, an Moos und Blatt den vielen oder geringen Niederschlag zu merken und daraufhin seinen Tagesablauf hin auszurichtet – egal, ob es um das Altmännerschwimmen (die Serie hält), das wühlen im Staudenbeet, das Beschneiden von Strauch und Baum oder eben die Ausflüge in den Wald angeht.

Heute hab ich Steinpillze gefunden (die hier Karl-Johann heißen). Top-Qualität und nunmehr kann ich auch verbürgt sagen, dass so ein Lümmel bei dem richtigen Wetter binnen zweier Tage wächst (Maximum), denn an der bisher verlässlichsten Stelle fand (Präter …) ich heute sechs 1a Exemplare, die vor zwei Tagen MIT Sicherheit noch nicht da waren. Ein Kuhmaul und einen M ini-Marone hab ich auch mitgenommen. Pfifferlinge war nüscht. Angesichts der Menge Steinpilze aber mehr als zu verschmerzen.

Aber weiter mit der Prosa: Aktuell zeigen sich August und September als Powercouple. August hat rote Wangen, kommt etwas kurzatmig daher, aber mit vollen Armen und ein breites Sonnengrinsen auf dem inzwischen etwas derben Gesicht. September dekoriert mit Frucht und Beere, lockt Pilze aus dem Boden, scheucht brunftige Hirsche zurück in den Busch und zusammen malen sie den Himmel blau und weiß und grau und schwarz. Und manchmal hell und hoch und dann wieder niedrig und nass – eben Spätsommer und Frühherbst gleichzeitig – eine Zwischenzeit, die einen eigenen Namen verdient.

Ich denke, „Karl-Johann-Wochen“ könnten passen, aber auch „Apfelsommer“, „Preiselbeer satt“ oder „Frisches-Wasser-Wochen“. Ach wurscht, schaut selbst:

Weitere Infos: Der Nutzfeuerhaufen ist inzwischen doppelt so groß. Herr Henrikson wird weinen, denn die Tonne sollte wohl drei Tage durchbrennen, mit der Feuerung.

Die Äpfel beider Bäume innerhalb des Zauns sind lecker (als Apfelmus und roh) und das nämliche gilt für die beiden Bäume außenbords (an der Hollywoodschaukel und am Waldrand). Beim Spaziergang zum Pfifferlingsweg (Kantarellen = Mr. C) gibt es zwei drei sehr leckere Apfelbäume zum Selbstpfücken. Frühäpfel, die man zwar nicht lagern kann, die aber wunderbar schmecken.

Meine Bogenbau-Manufaktur hat das Geschäftsmodell geändert. Sie produzierte nurmehr Hobelspäne und Anmachholz. Die vielen Äste im Wacholder haben für Bruch gesorgt, schade, aber jetzt weiß ich es. Ich habe schon zwei Schwarzerlen ausgeguckt, die ich mir von Herrn Gustavsson gelegt wünsche. Dann ab auf den Boden und nächstes Jahr im Herbst beginnt der nächste Versuch. Dauert halt alles etwas länger.

Achso, und Mausebesuch hatte ich. Und eine ist in die mit Nutella bestückte Falle gewackelt. Auch hier gehe ich davon aus, dass es ein lediges junges Mäuselein war, das Aussicht auf Ruhm und Ehre lockte und das das eigene Ableben also mindestens akzeptierend hinnahm, wissen die Kollegen zuhause dann doch: „Da gehst Du nicht hin, da kommen sie nicht wieder zurück …“.

Morgen gibt es Nachrichten von Jutta und Sabine (Ankomst 19:15, Ankarsrum – Väg 40) und vielleicht ein paar Fotos der Luftpiraten, die sich am inzwischen wieder üppiger und vielfältiger dargebotenen Vogelfutter laben. Im Vorgriff: die Kleiber hier kennen KEINE Tischsitten.

Und damit:

„Schönen guten Abend allerseits …“