„Aus zweiter Hand …“ oder

Sigi Heinrich und Dirk Thiele …

Als das „Privat“-Fernsehen noch was Neues und irgendwie Aufregendes war, gab es logischerweise auch gleich (etwas tapsige) Versuche das journalistische und gleichzeitig unterhaltende Niveau der bekannteren Sportreporter des öffentlich-rechtlichen (also des richtigen Fernsehens) zu erreichen.

Wir wollen hier nicht von den medialen Gehversuchen eines Herrn Beckmann oder eines Uli Potofski berichten, die mit unglaublich häßlichen Klamotten in gnadenlos misslungenen Dekorationen erstmalig versuchten die schon leicht angeschlagene Quotenkuh „Bundesliga“ in ihrer Sendung „ran“ zu meucheln, sondern uns an die halten, die die etwas höher liegende Latte öffentlich rechtlicher Fachberichterstattung (heute werden dazu sog. Experten dazu gekauft, mit denen man mal Glück – Broich – oder richtig Pech -Schweini – haben kann) zu überspringen trachteten.

Die Referenz der eingekauften Privatesenderfachreporter lag höher. Das waren nicht nur der hier schon öfters zitierte Heribert Faßbender „Schönen guten Abend allerseits“ oder der noch nicht erwähnte Adi Furler „… Paul Schockemöhle reitet an … willig über Pulvermanns Grab … Nein, ein Abwurf, vier Fehlerpunkte, das Stechen ist verpasst …“ (Gääääähn beim zuschauenden 12 jährigen“ oder die unvergessene Klage „Behle, Behle, wo ist Behle …“ von Bruno Moravetz bei den olympischen Langlaufwettbewerben in Lake Placid. Nein, Vorbild und Maß waren die zahlreich kompetent-launigen Begleitungen mehr oder weniger spannender Wettkämpfe durch die Kollegen (Kolleginnen gab es da nur äußerst selten und in den entsprechenden Randsportarten), während diese Wettkämpfe stattfanden. Also „Live“ (was vielfach noch eine gesonderte Erwähnung in der Programmzeitschrift wert war).

Diese Liveübertragungen waren nun ein richtiger Angang. Fertige Bilder gab es wenige oder sie wurden als nicht ausreichend angesehen und nur dem beigemischt, was der Tross von ARD und ZDF am Veranstaltungsort produzierte und ins heimische Hamburg, Köln oder Mainz (Tagesschau, Sportschau, Aktuelles Sportstudio) übertrug. Das war teuer und manchmal gut.

Als nun die Herren Heinrich und Thiele beim werbefinanzierten und finanziell schwach bestückten Sender Eurosport anheuerten und dort Stadionflair verbreiten sollten (vor allem bei dem Quotenbringer Leichtathletik) gab es erstmal zwei Sachen: kein Geld und keinen Apparat. Das Geld ging für Sendetechnik und Herrn Kirchs alte Spielfilme drauf und einen Apparat aufzubauen, ging auch nicht so aus der Lameng.

Womit wir dann langsam zum Punkt kommen: die Lösung des Problems war einfach. Sigi und Dirk mussten a) alles und alle kommentieren (also jede Sportart und jedes Ereignis) und sie machten das b) aus einem Wanzstudio in München, wo die beiden Recken mit Proviant und Getränk versehen vor Minimonitoren saßen und direkt kommentierten, was da via bereitgestellter Bilder (heute würde man sagen „Feeds“) über den Äther versendet wurde. Und sie mussten das c) unendlich lange machen, denn es wurde rausgeballert, was kam und das stundenlang – war ja bezahlt. Live 2. Ordnung sozusagen.

Das als Ergebnis dieses infernalischen Dreiklangs Qualität und Informationsgehalt sehr unterschiedlich ausfielen und sich asymptotisch echt schnell einer Null-Linie näherten, kann man sich vorstellen – schließlich war der Kommentar hier wirklich live. Und das ohne das die beiden wussten, was da denn jetzt genau gezeigt werden würde. Das Ergebnis war um so schlimmer, je fachkundiger das Publikum an den heimischen Bildschirmen war, denn die beiden waren nicht nur überfordert und am A… ch, nein, die waren sich auch noch für keinen Kneipenspruch zu schade. Zotig-ranzige Sprüche über die körperlichen Merkmale muskelbepackter Sprinterinnen, Unkenntnis von Regelwerk und Modalitäten der übertragen Sportart, selbst-verliebtes Schwadronieren über das, was man alles schon gesehen habe und das „das da heute nun wirklich nichts sei“ füllten manche Sendestunde und brachte Zuschauer und vor allem Zuschauerinnen dazu wütend in die Sofalehne zu beißen.

Anyway: Sigi rules ok …

Aber – und das bleibt der Verdienst dieser hart arbeitenden Proletarier des Sendebetriebs – es wurden Bilder zur Ansicht gebracht, die das arrogante öffentlich-rechtliche einer Ausstrahlung nicht würdig fand., z. B. weil kein doitscher Athlet in der Disziplin vertreten war. Und das bleibt etwas über den Tag hinaus.

Und so will ich in Nachfolge von Herrn Heinrich und Herrn Thiel (oder Sigi und Dirk) den Versuch machen, nicht gesehenes zur Ansicht zu bringen und aus der Ferne die Erlebnisse von Bamse, Frau Kerstin und Herrn Gustavsson wenigstens in Ansätzen publizieren.

Grün war es. Warm war es bei der Ankunft. Dann regnete es. Wir ihr seht, waren die Kartoffeln gut im Saft, während anderes Gemüse sich hilfesuchend den helfenden Händen der Anreisenden entgegen streckte.

Gebaut wurde auch. Die in Bremen angefertigten Einbauschränke wurden lot- und waagerecht angebracht (und vermutlich auch gleich befüllt). Der Regen wurde weniger und der mitgebrachte Relaxsessel an der Schaukel zum Einsatz gebracht. Muss richtig nett sein, jedenfalls den euphorischen Mitteilungen der Hauptinsassin nach.

Sieht gut aus. Muss vor dem Midsommarfest gewesen sein. Da warten wir nun aber unbedingt auf O-Töne.

Sport und Spiel

So. Und um zum Anfang zurückzukehren: Sport gab es auch. Davon gibt es aber nur ein Standbild eines imposanten Filmes. Und – eingedenk der oben genannten Verdienste der beiden Helden ein Transskript eines möglichen Kommentars:

D.T.: „Das Wetter ist prächtig, wie immer in – äh Dings – Värmland. Nicht, Sigi, da warst Du doch schon mal.“
S.H. „Ja, Dirk, 1958 waren wir da bei den offenen schwedischen Ruderbootmeisterschaften. Das war in der Nähe von Oslo, dieser finnischen Großstadt an – halt dich fest – irgend so einem Meerbusen – haha, das war schon was. Aber da waren wir ja auch noch jung.“
D.T: “ Oh ja, Sigi, das kann ich mir vorstellen. Da freuen wir beide uns doch schon mal auf die Damenwettbewerbe morgen an dieser Stelle. Gerade wen die Babaradnikowa auf das Brett steigt. Das macht immer Freude, wenn die irgendwo drauf steigt …“


Eurosportlogo – * Werbeblock * (irgendwas mit Seife und dann Kinderspielzeug. Am Schluss ein Spot von Faber Lotto oder Lotto Faber). Dann wieder das animierte Eurosportgedudel mit Logo

S.H. „Zurück zum Sport. Unser Held, der Teilnehmer aus Bahrein oder Quatar oder so biegt auf die Zielgrade ein, man sieht die Anstrengung im Gesicht des Wüstensohns. Nun ist das Paddeln den Beherrschern der Oasen ja auch nicht in die Wiege gelegt. Aber dafür müht er sich redlich.“
D.T.: „Jetzt ist er endlich durch, eine Zeit von 6:34 oder 4:63, ich kann die Anzeigetafel nicht erkennen. Aber für einen Platz in der zweiten Runde sollte es reichen, das heißt wir sehen uns – wie auch Sie, liebe Zuschauer – hier morgen wieder. Bei ihrem Sender mit Herz und Schnauze. Sigi, zum Schluss noch ein Resümee …?“
S.H. „chhrrrrr, chrrrrr …. schmatz“
D.T. „Danke Sigi, und zurück zur Werbung.“

Har ni bra, Herr Gustavson,

hälsningar från Herr Pettersson

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